Nathalie zu Sayn-Wittgenstein führt nach den ersten sieben
Ritten im Grand Prix beim diesjährigen Weltcupfinale. Neben der Dänin gelang es
nur dem Lokalmatador Laurens van Lieren die oft als magisch bezeichnete
70-Prozent-Marke zu überspringen.
Digby, der von Prinzessin Benedikte von Dänemark, der Mutter der Reiterin Nathalie zu Sayn-Wittgensteinm gezogene Donnerhall-Wallach vermochte sich im Verlauf der Prüfung zu steigern. Das musste er aber auch. Von Hause aus nicht gerade das Pferd, das durch überragendes Gangwerk die Blicke auf sich zieht, begann der Wallach schwach. Wirkte festgehalten und absolvierte die ersten Lektionen so, dass man sich gewünscht hätte, die Reiterin schalte mal einen Gang höher. Takt- und Schwungverlust in den Traversalen, die Tendenz in der Piaffe deutlich eng zu werden es dauerte, bis das Paar zu punkten beginnen konnte. Dass er solide ausgebildet ist, bewies der Braune im starken Schritt, wo er losgelassen zum Schreiten kam und auch der anschließende versammelte Schritt an der Kurzen Seite zählte zu den Highlights. Beide Pirouetten waren sehr gut gesetzt und zentriert und in der abschließenden Passage-Tour gab es einige schöne Momente, die allerdings immer wieder durch ungleiche Tritte unterbrochen wurden. 70,667 Prozentpunkte erzielte die dänische Kombination.
Das waren nur ein paar Punkte mehr als der Niederländer Laurens van Lieren auf Ollright, dem KWPN-Wallach v. Rubiquil bekam. Der lange Fuchs ging wie gewohnt in ein und derselben Halseinstellung durch die gesamte Prüfung. Er hatte mit einer eigentlich perfekten Grußaufstellung begonnen und eines hat der Fuchs: unerschütterlichen Takt. Das hilft in der Trabtour, natürlich auch in der Passage, die allerdings wie die Piaffen darunter litten, dass der Fuchs zusehends enger wurde und in der Piaffe auch zu schwanken begann. Der Offenbarungseid dann im starken Schritt: Nicht, dass der jemals die Vorzeigelektion des Paares gewesen ist, aber wenn ein Pferd sich zwar immerhin im Hals dehnt und es dann trotzdem bei Weitem nicht schafft, die Spuren der Vorderhufe mit den hinteren Hufen zu erreichen, dann ist das einfach nichts. Die Wechseltouren waren ohne Ausdruck, auch hier wieder der Hals stets zu eng. Höhepunkte waren dann aber die Pirouetten, wirklich auf kleinstem Kreis ums innere Hinterbein gesprungen (70,042 Prozent).
Mit 67,75 Prozent konnte der Belgier Jeroen Devroe seinen hochbeinigen Rappen Paganini auf Platz drei der Zwischenwertung reiten. Das Paar ist sympathisch: elastisch und leichtfüßig absolviert der Wallach die Lektionen. Eines aber ist er nie: von hinten dran, will sagen: Seine Hinterbeine sind vorhanden, kommen aber nie unter den Körper von den Piaffen einmal abgesehen. Da gab es einige Momente. Das die nicht wirklich erreichte Versammlung sich irgendwann rächt, zeigten die misslungenen Galopppirouetten. Drehungen um die eigene Achse was die Richter dazu sagen, erfährt der Zuschauer leider nicht. Es gibt zwar ein open scoring, das heißt der Notendurchschnitt des aktuellen Ritts wird auf einer über der Vierecksmitte hängenden Anzeigetafel für jedermann sichtbar gezeigt, aber weil auch die Richter diese Tafel einsehen können, gibt es keine Einzelnoten der Lektionen zu sehen. Es könnte die Juroren ablenken.
Die folgende Rangierung im Telegrammstil: Michael Rapcewicz aus Polen mit Randon (67,666): Anfangs sehr eng, Passage und Piaffe mit viel Ausdruck vom Boden abfedernd vor allem in der Schlusstour auf der Mittellinie, als der Reiter die Zügel eigentlich durchhängen ließ, gewann das Pferd noch einmal an Ausdruck. Die fliegenden Wechsel durchweg mit hoher Kruppe.
Isidor und Louise Nathorst (Schweden, 67,625). Der Sohn von Louise langjährigem Championatspferd Guiness ist nicht ganz so lang wie der Vater, könnte aber insgesamt noch konstanter unter den Schwerpunkt treten. Wenn das gelingt, sieht das Paar toll aus. So im starken Trab und auch bei Piaffen und Passagen. Mitunter sehr leichte Anlehnung, etwas verworfen in der Piaffe. Mit zunehmendem Prüfungsverlauf immer weniger vor dem Schenkel am deutlichsten zu sehen in den Zweierwechseln, in denen Isidor schon recht eng im Hals war, um dann in den Galoppwechseln von Sprung zu Sprung vollends vorne bohrend abzutauchen. Am Ende stimmte die Harmonie dann wieder.
In Europa weitgehend unbekannt ist die US-Amerikanerin Jane Hannigan. Ihr Maksymilian sieht auf den ersten Blick so aus, als könne er auch Schorsch oder Burschi heißen. Ein bisschen altmodisch im Typ ist der KWPN-Wallach zwar, aber seine Mechanik kann begeistern. Die starken Tempi waren jeweils voll ausgeritten, über weite Teile der Prüfung ging das Pferd mit leichter Anlehnung. In den Piaffen wünschte man sich mehr Selbstverständlichkeit. Da lässt sich der Wallach etwas bitten und die Nase ist dann nicht mehr an der Senkrechten. In der Galopptour hakte es an verschiedenen Stellen. Einmal bei den Einerwechseln und dann vor allem in der ersten Pirouette, in der Maksymilian scheute, was sich auch auf die Qualität der zweiten Pirouette auswirkte. Insgesamt die Überraschung der Veranstaltung bislang!
Mit 65,5 Prozent war die Australierin Rozzie Ryan noch vergleichsweise gut bedient.
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