Ängstliche Pferde: Können Menschen ihre Angst riechen?

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ängstliche Pferde

Menschen leben schon so lange mit Pferden zusammen. Können sie daher auch ängstliche Pferde riechen? (© Slawik)

Ängstliche Pferde senden möglicherweise Signale aus, die Menschen wahrnehmen können – doch ist es wirklich möglich, die Angst eines Pferdes zu riechen?

Wissenschaftler der Universität Wrocław, der Silesian University of Technology (beide Polen) und der Technischen Universität Dresden untersuchten, ob Menschen  ängstliche Pferde riechen können – mit einem klaren Ergebnis: Ja! Sie vermuten, dass die lange Verbindung zwischen Mensch und Pferd dazu geführt hat, Chemosignale nicht nur innerhalb der eigenen Art, sondern auch zwischen Arten wahrzunehmen. Diese Fähigkeit könnte eine evolutionäre Anpassung sein, die es Menschen erleichtert, das Verhalten von Pferden zu deuten und entsprechend zu reagieren.

Die Forscher setzten 16 zweijährige Vollblüter zwei Situationen aus: einer angstauslösenden (Rennszenario zu Beginn der Ausbildung) und einer entspannten (Spaziergang). Ein geruchsneutrales Vlies unter einer neuen Schabracke fing ihren Geruch auf. Anschließend wurde das Vlies zerkleinert und in Glasbehältern versiegelt.

Kein Zufall – Menschen riechen Angst

73 Testpersonen rochen je zweimal kurz an Proben aus beiden Situationen und mussten sie zuordnen. Die Trefferquote lag bei 65,7 Prozent – deutlich über dem Zufallswert von 50 Prozent. Die Forscher sehen darin den Beweis, dass Menschen Angst- und Nicht-Angst-Gerüche von Pferden unterscheiden können. Das bedeutet, dass Menschen nicht nur visuelle oder akustische Hinweise nutzen, um den emotionalen Zustand eines Pferdes zu erfassen, sondern auch über den Geruchssinn relevante Informationen aufnehmen.

Zudem empfanden die Testpersonen den Angst-Körpergeruch als intensiver. Doch bleibt eine entscheidende Frage offen: Erkannten sie wirklich ängstliche Pferde oder lediglich die unterschiedliche Schweißintensität?

Messung des Stresshormons: Ängstliche Pferde

Um diese Unsicherheit zu klären, sollen künftige Studien sicherstellen, dass die körperliche Aktivität der Pferde in beiden Situationen vergleichbar ist. Auch eine Cortisol-Messung bei den Testpersonen könnte weitere Erkenntnisse liefern. Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass Pferdegeruch im therapeutischen Kontext den Cortisolspiegel senken und das Wohlbefinden von Menschen steigern kann. Diese neuen Erkenntnisse könnten weitere Fragen zur Mensch-Tier-Interaktion aufwerfen und in Zukunft möglicherweise auch in der Praxis Anwendung finden.

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