Überstehen Pferde eine OP besser, wenn sie vorher Antibiotika erhalten?

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Pferd_OP_Arthroskopie

In einer Studie wurde untersucht, welchen Einfluss es hat, wenn Pferde vor einer OP Antibiotika erhalten. Symbolfoto Gelenkspiegelung. (© slawik.com)

Tierärzte der Klinik für Pferdechirurgie der Universität Zürich haben untersucht, wie es sich auswirkt, wenn Pferde vor einer OP Antibiotika bekommen oder nicht.

Um herauszufinden, welchen Einfluss die Gabe von Antibiotika vor einer OP fürs Pferd hat, analysierten die Forscher die Daten von 46 Pferde, die man über einen Zeitraum von sechs Monaten in der Klinik für Pferdechirurgie der Universität Zürich behandelt hatte. Sie teilten die Tiere in zwei Gruppen zu je 23 Tieren ein: Eine Gruppe erhielt vor der Operation vorbeugend Antibiotika (AB-Gruppe), die andere nicht (keine AB-Gruppe). Wichtig war, dass die Tiere vor der Operation gesund waren und keine erhöhte Körpertemperatur aufwiesen.

Antibiotika vor Kastration und Gelenkspiegelung

In beiden Gruppen wurden die gleichen Arten von Eingriffen durchgeführt. Darunter acht Kastrationen und sechs Gelenkspiegelungen pro Gruppe. Die Forscher verglichen verschiedene Faktoren wie Rasse, Geschlecht, Alter der Tiere sowie die Dauer der Narkose und der Operation. Die Tierärzte untersuchten die Pferde der Antibiotika- und Nicht-Antibiotika-Gruppe einen Tag vor bis zwei Tage nach der OP gründlich. Dabei achteten sie besonders auf die Körpertemperatur. Zusätzlich führten die Tierärzte Blutuntersuchungen durch und nahmen Proben aus der Nase. Sie untersuchten die Lunge und Halsvenen mit Ultraschall und führten eine Endoskopie der Atemwege durch.

Komplikationen bei Pferden nach der OP – mit und ohne vorheriger Antibiotika-Gabe

Eine der häufigsten Komplikationen nach der OP war Fieber, also eine Körpertemperatur über 38,5°C. In der Gruppe ohne Antibiotika entwickelten 5 von 23 Pferden nach der OP (21,7%) Fieber, während in der Gruppe mit Antibiotika nur eins von 23 Tieren (4,3%) betroffen war. Die fünf Pferde der Gruppe ohne Antibiotika, die Fieber entwickelten, zeigten dies spätestens zwei Tage nach der OP. Die höchste gemessene Temperatur lag bei 40,6°C. Drei dieser Tiere hatten eine Kastration, die anderen beiden orthopädische Eingriffe. Alle fünf Tiere konnten die Tierärzte erfolgreich mit Antibiotika behandeln.

Die häufigste Ursache für das Fieber waren Probleme im Atmungssystem. Ein Tier aus der Gruppe ohne Antibiotika entwickelte eine schwerwiegende Lungenentzündung mit Eiteransammlung und Flüssigkeit im Brustkorb. Obwohl dieser Fall statistisch nicht signifikant war, ist er klinisch bedeutsam.

Gabe von Antibiotika vor OP bei jedem Pferd abwägen

Die Studie zeigte, dass die vorbeugende Gabe von Antibiotika vor einem sauberen chirurgischen Eingriff unter Vollnarkose grundsätzlich nicht notwendig ist. Allerdings können Antibiotika die Häufigkeit von Komplikationen bei Pferden nach der OP, insbesondere Fieber, verringern. Die Forscher empfehlen, aufgrund der zunehmenden Antibiotikaresistenzen die vorbeugende Gabe von Antibiotika zu vermeiden. Stattdessen sollten sie nur in Fällen eingesetzt werden, in denen ein hohes Risiko für Komplikationen nach der Operation besteht. Dies erfordert eine sorgfältige Beurteilung der Pferde vor der Operation, wobei Faktoren wie Alter und Haltungsbedingungen berücksichtigt werden sollten, um Komplikationen, insbesondere Infektionen der Atemwege, vorzubeugen.

Die Studie hatte einige Einschränkungen, insbesondere die relativ geringe Anzahl von Tieren pro Gruppe (23), was möglicherweise dazu beitrug, dass keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen gefunden wurden.

Die Studie „Einfluss präoperativer Antibiotikagaben auf die Häufigkeit postoperativer Komplikationen bei Pferden, bei denen unter Allgemeinanästhesie saubere chirurgische Eingriffe und diagnostische Bildgebung durchgeführt wurden“ erschien in Pferdeheilkunde – Equine Medicine 40 (2024) 4 (Juli/August) 413–419.

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Kerstin WackermannRedakteurin

Die Redakteurin hinter den großen Ratgeberthemen. Expertin für Pferdemedizin, von Atemweg bis Zysten. Gut vernetzt mit Tierärztinnen und Tierärzten, Universitäten, Hochschulen, Experten und Sachverständigen ist sie die Fachjournalistin, die sich auch seit mehr als 20 Jahren beim St.GEORG mit Pferdehaltungsthemen intensiv auseinandergesetzt und dazu recherchiert hat.

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