Über die Borreliose beim Pferd wird viel diskutiert – zum einen was die Diagnose betrifft, zum anderen weil eine Behandlung nicht immer 100-prozentig anschlägt. Für Pferde gibt es seit 2015 einen Impfstoff.
Ein roter Kreis rund um die Bissstelle – wenn dieser bei jeder Borreliose-Infektion zu erkennen wäre, es wäre eine große Hilfe. Tatsächlich tritt aber nur bei etwa 70 bis 90 Prozent der Infektionen beim Menschen eine solche Wanderröte auf, bei Tieren entsteht sie erst gar nicht.
Die Diagnose der Krankheit ist ein großes Problem und damit auch Streitpunkt: Ihre Symptome wie Abgeschlagenheit, Hautveränderungen, Augenprobleme, Organerkrankungen, Muskelverspannungen oder Lahmheiten sind auch für andere Krankheiten typisch – „zu spät entdeckt“, schimpfen die einen, „übertrieben oft diagnostiziert“, beschweren sich die anderen.
Pferde infizieren sich mit Borrelien
„Über klinische Veränderungen beim Pferd gibt es keine gesicherten Zahlen. Sicher ist nur, dass sich Pferde mit Borrelien infizieren“, erklärt Tierarzt Prof. Dr. Reinhard Straubinger von der LMU München, dessen Forschungsschwerpunkt unter anderem die Borreliose ist. Ob die Krankheit dann bei einer Infektion auch tatsächlich ausbricht, ist unsicher. „Ich gehe davon aus, dass nur ein geringer Anteil der Pferde, die sich mit Borrelien infiziert haben, auch krank wird. Der Körper eines Pferdes kann die Infektion durchaus kontrollieren und dafür sorgen, dass sie nicht so aufflammt.“ Um überhaupt herauszufinden, ob das Pferd Borrelien in sich trägt, empfiehlt Prof. Straubinger eine Blutuntersuchung auf Antikörper. „Mit einer Sicherheit von mehr als 90 Prozent lässt sich sagen, ob sich das Pferd infiziert hat. In manchen Fällen kann man anhand der Ergebnisse einen Trend ablesen, ob die Infektion auch zu Krankheitsanzeichen führen wird.“ Dann wird in der Regel eine Therapie mit Antibiotika begonnen – und diese kann schwerwiegende Nebenwirkungen haben.
Neue Impfung für Pferde
Im März wurde eine Borreliose-Impfung für Pferde zugelassen, die es nun seit September auch auf dem Markt gibt: Equiliyme von der Firma Merial. Das Besondere an der Impfung ist, dass die Borrelien erst gar nicht ins Pferd wandern, sondern direkt in der Zecke blockiert werden (siehe Zeichnung) – die Borrelien in dieser Zecke sind damit außer Gefecht gesetzt. „Man hatte deswegen schon einmal darüber nachgedacht, Mäuse zu impfen, um die Borreliose-Infektion einzudämmen. Es scheiterte aber an einer Umsetzung“, berichtet Prof. Straubinger.
In Deutschland gibt es drei Arten von Borrelien. Equilyme enthält alle drei Spezies in inaktivierter Form, der Pferdekörper bildet also gegen alle drei Antikörper. Man geht davon aus, dass in zeckenreichen Gebieten jedes dritte Pferd bereits Kontakt mit den Erregern hatte. Bei der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), die ebenfalls von Zecken übertragen wird, gibt es eine Aufteilung Deutschlands in Risikogebiete. „Müsste ich das bei der Borreliose machen, würde ich ganz Deutschland rot einfärben“, so Prof. Straubinger. Er würde ein Pferd dann impfen, wenn sich der Pferdebesitzer sorgt, dass sein Pferd an einer Borreliose erkranken könnte und eine Impfung wünscht. Wichtig ist, dass das Pferd gesund ist und die Impfung richtig durchgeführt wird. Zunächst ist eine Grundimmunisierung erforderlich, also zwei Impfungen im Abstand von drei Wochen – am besten vor der Zeckensaison, da es zwei bis drei Wochen dauert, bis sich Antikörper gebildet haben. Danach folgen zwei weitere Impfungen im Abstand von sechs Monaten und dann jährlich.
Borreliose-Impfung
Im Darm einer nüchternen Zecke befinden sich Borrelien mit dem Oberflächenprotein OspA (outer surface protein A). Die Temperatur im Darm der Zecke ist ähnlich der Umgebungstemperatur.
Die Zecke saugt Blut, welches im Darm für einen Temperaturanstieg auf ca. 32 Grad sorgt: Die Borrelien werden dadurch aktiviert und exprimieren ein neues Oberflächenprotein OspC statt OspA. Im Gegensatz zu OspA-Borrelien können OspC durch die Darmwand wandern und über die Speicheldrüse der Zecke in den Wirt gelangen.
Ist das Pferd geimpft, trägt es Antikörper in sich. Saugt die Zecke Blut, nimmt es damit die Antikörper auf. Diese gelangen in den Darm der Zecke und heften sich an die OspA der Borrelien. Dadurch werden die Borrelien an der Wanderung gehindert.
Nebenwirkungen einer Impfung
Die Kosten für eine Borreliose-Impfung liegen im Bereich einer Herpes-Impfung. Die Nebenwirkungen sind laut Merial ebenfalls vergleichbar mit anderen Impfungen: Fieber ist selten möglich, ebenso eine Schwellung an der Injektionsstelle. Sehr selten soll es zu Überempfindlichkeitsreaktio-nen kommen, die behandelt werden müssen. Haben Pferde bereits vorher Fieber oder wirken krank, dürfen sie nicht geimpft werden. Auch wenn der Verdacht oder die Diagnose einer vorhandenen Borreliose besteht, darf der Impfstoff nicht eingesetzt werden. „Die Frage ist auch, was man dann mit der Impfung bezwecken will, da das Pferd schon infiziert ist“, erklärt Prof. Straubinger. Man müsse sich aber auch keine großen Sorgen machen, wenn ein Pferd versehentlich geimpft wird, obwohl es bereits infiziert ist.
Bei Hunden erfolgreich
Bei Hunden wird eine Borreliose-Impfung schon seit vielen Jahren praktiziert. „Hier haben wir keine Probleme“, erläutert der Münchener Wissenschaftler. „Die Nebenwirkungen, die hier beim Hund gemeldet werden, sind in der Summe sogar weniger als bei anderen Impfstoffen.“
In der Humanmedizin gibt es auf dem europäischen Markt aktuell keinen Impfstoff gegen Borreliose. Ein Impfstoff hatte in den USA eine Zulassung bekommen (dort ist nur eine Borrelien-Art aktiv) und wurde dort auch eingesetzt. Nach kurzer Zeit nahm der Konzern ihn allerdings wieder vom Markt – es kursierten Gerüchte, dass er Autoimmunerkrankungen ausgelöst haben soll, wissenschaftliche Belege darüber soll es nicht gegeben haben. Reitern bleibt also weiterhin nur eine Möglichkeit, sich selbst vor einer Infektion mit Borrelien zu schützen: Anti-Zeckenmittel und das regelmäßige Absuchen des Körpers nach Zecken – Borrelien brauchen schätzungsweise zwischen 8 und 24 Stunden, um vom Darm der Zecke in den Speichel und dann in den Wirt zu wandern.
Zahlen & Fakten zur Zecke
Ob für Mensch, Hund oder Pferd – Zecken sind gefährliche Träger von Krankheiten und gefühlt werden es immer mehr. Fakt oder Mythos?
1 Nach wie vor ist es am besten, die festgesaugte Zecke mit Hilfe einer Pinzette, einer Zeckenkarte, einer Zeckenschlinge oder mit den Fingern zu entfernen. Danach muss die betroffene Hautstelle mit Jod desinfiziert werden. Von Manipulationen wie Drehen, Alkohol oder Öl raten Experten ab. Es stresst die Zecke und dabei übergibt sie sich ins Blut und überträgt so Krankheiten.
2 Nicht nur gefühlt gibt es immer mehr Zecken. Der Grund für ihre Vermehrung: Die Ausbreitung ihres Lebensraumes auf Städte. Wirtstiere sind vor allem Mäuse und Ratten, aber auch Hauskatzen, Vögel, Füchse und Igel. Ein weiterer Grund ist der Klimawandel. Zecken überleben wochenlang Temperaturen bis minus 15 Grad Celsius.
3 Mahlzeiten nimmt die Zecke in ihrem Leben zu sich. Sie saugt als Larve, häutet sich zur Nymphe, diese wird nach ihrer Mahlzeit wiederum zur adulten Zecke. Eine weibliche Zecke kann pro Mahlzeit 60 Milliliter Blut aufnehmen und legt nach ihrer dritten Mahlzeit bis zu 4.000 Eier, die nach 16 bis 30 Tagen schlüpfen.
4 Natürlichen Schutz gegen die Blutsauger bietet Kokosöl. Öl auf den anfälligen Hautstellen des Pferdes verteilen und die Anwendung täglich für mehrere Wochen wiederholen. Nach drei Wochen können die Behandlungsintervalle vergößert werden. Zecken „hassen“ Kokos aufgrund des hohen Gehalts an Laurinsäure. Kokosöl kann einen Anteil bis zu 60 Prozent davon haben. Bei einer Studie suchten 81 bis 100 Prozent das Weite, wenn die betroffene Stelle mit etwa fünf Prozent Laurinsäure eingeschmiert wurde.
5 Grad Celsius wacht die Zecke aus ihrem Winterschlaf auf und wird wieder aktiv. Ein Befall ist auch im Winter möglich!
6 Am gefährlichsten ist ein Stich einer Teenager-Zecke, der Nymphe. Sie sticht nicht nur mit Widerhaken zu, sie trägt auch die meisten Erreger mit sich herum. Die adulte Zecke hat im Vergleich zur jungen Zecke nur noch knapp zehn Prozent der Erreger in sich. Dafür nimmt die Nymphe nicht so viel Blut auf wie die Adulte. Diese wächst um das 200-fache in ihrer letzten Mahlzeit an.
7 Bei chemischem Schutz gegen die Blutsauger ist es wie mit dem Fliegenspray. Es kann den Befall eindämmen, aber es schützt nicht zu 100 Prozent davor. Hohe Temperaturen bzw. eine hohe Luftfeuchtigkeit sowie Schweiß und Wind verringern die Schutzdauer durch Spray deutlich.
8 Beine haben Zecken und gehören damit zu den Spinnentieren. Insekten haben nur sechs Beine. Interessant: Die Larve wird mit sechs Beinen geboren. Während der Häutung zur Nymphe bekommt sie dann ein weiteres Beinpaar dazu.
9 Jahre alt können Zecken werden. Die Entwicklung vom Ei über die Larve bis zur Nymphe und schließlich zur adulten Zecke ist unterschiedlich. Die braune Hundezecke braucht nur zwei Monate dazu. Der Holzbock bis zu vier Jahre. Zwischen Nymphe und Adult können die Zecken bis zu fünf Jahre ohne Nahrung auskommen.
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