Boxenmatten für Pferde: Einstreu und Arbeit sparen

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Mit Boxenmatten muss man weniger einstreuen. Somit muss auch weniger gemistet werden. (© Slawik)

Höhere Preise, schlechtere Qualität? Wenn sich Stroh nicht mehr als gute und günstige Einstreu eignet, sind Alternativen gefragt. Boxenmatten versprechen Einstreuersparnis und besonderen Liegekomfort.

Im Vergleich zu Pferden scheinen wir Menschen die reinsten Schlafmützen zu sein. Während die meisten von uns zwischen sieben und acht Stunden Schlaf pro Nacht benötigen, schlafen Pferde in Boxenhaltung nachts etwa drei bis vier Stunden. In den Tiefschlaf fallen sie dabei sowohl im Liegen als auch im Stehen, wobei Boxenmatten für Pferde den nötigen Komfort und die Sicherheit bieten können.

Für den REM-Schlaf müssen sie nämlich liegen. REM steht für Rapid Eye Movement und ist bei uns auch als Traumschlafphase bekannt. Pferde träumen ebenfalls in dieser Zeit, doch das Entscheidende an dieser Phase ist: Nur in der REM-Phase können Pferde ihre Muskeln vollkommen entspannen und so wieder Kraft schöpfen. Pferden, die sich nicht hinlegen, fehlt diese Entspannung. Teilweise brechen sie im Stehen zusammen und fallen auf ihre Karpalgelenke.

Untergrund spielt eine wichtige Rolle

Neben vielen Faktoren wie Gesundheit oder Stress mit anderen, etwa Nachbarpferden, spielt der Untergrund eine wichtige Rolle bei der Frage, ob sich ein Pferd gerne und ausreichend lange hinlegt. Ist er zu kalt, bleiben Pferde nicht lange liegen. Ist er zu rutschig, werden sich Pferde nicht oft genug hinlegen. Was wichtig ist, denn Pferde legen sich nicht einfach hin und schlafen dann ihre ein bis zwei Stunden am Stück. Insgesamt zwei- bis viermal pro Nacht begeben sie sich in die Horizontale und stehen wieder auf.

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Die Matten bieten einen rutschfesten Halt und sind wärmeisolierend – beides wichtige Faktoren, damit sich Pferde gerne hinlegen. (© Slawik)

Dick eingestreut oder als Matte ist Stroh warm, verformbar und bietet ausreichend Halt. Zudem sind Pferde durchs Strohfressen gut beschäftigt. Doch nicht immer ist die Qualität so gut, dass man jedes Stroh bedenkenlos einstreuen kann. Gerade wenn das Wetter oder die Erntebedingungen ungünstig waren, sind die üblicherweise goldgelben Halme eher blass und verströmen einen muffigen Geruch. Die Keimbelastung ist dann recht hoch, das Stroh schadet der Gesundheit.

Kosten einsparen – weniger Einstreu

Eine Alternative können Matten mit etwas Späneeinstreu sowie extra Heu zum Fressen und als Beschäftigung sein. Boxenmatten sorgen dafür, dass Pferde nicht ausrutschen, wenn sie ihre Einstreu zur Seite geschoben haben. Sie bieten Liegekomfort, sind wärmeisolierend und stoßdämpfend, was nicht nur alten und kranken Pferden zugute kommt. Und aktuell wichtiger denn je: Sie sparen außerdem Einstreu!

In der Regel haben die meisten Pferdeboxen einen Betonboden. Wird täglich neben Pferdeäpfeln auch das nasse Stroh komplett entfernt und frisch nachgestreut, besteht die Gefahr, dass Pferde das trockene, lockere Stroh etwa beim Aufstehen mit den Hufen zur Seite schieben und der blanke Betonboden zum Vorschein kommt.

Unterschiedliche Preise – Boxenmatten für Pferde

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Wenn die Strohqualität nicht gut genug
ist, holt man sich mit der Einstreu Staub und Keime in den Stall. (© Slawik)

Die Stroheinstreu sollte eine gewisse Höhe haben, damit Pferde sich gerne hinlegen und tief schlafen, wie eine britische Studie aus dem Jahr 2020 zeigt. Eine fünf Zentimeter hohe Strohschicht war den Pferden zu wenig, sie bevorzugten 15 Zentimeter und fielen dann öfter in den erholsamen Tiefschlaf. Das schlägt sich aber natürlich in den Kosten für die Einstreu nieder.

Boxenmatten sind je nach Material unterschiedlich teuer in der Anschaffung. Die Quadratmeterpreise bei einfachen Kunststoffmix-Matten beginnen bei ca. 20 Euro, bei Gummimatten ab ca. 40 Euro, EVA-Matten (Ethylen-Vinylacetat) liegen bei etwa 65 bis 75 Euro pro Quadratmeter, bei komfortablen Gummibetten betragen die Quadratmeterpreise bis zu 165 Euro. Dafür rutschen Pferde nicht so leicht aus, fühlen sich sicherer und wohler, die Gelenke werden geschont. Ein Aspekt, der sich bei den Kosten für den Tierarzt bemerkbar machen kann.

Reduktion des Späneverbrauchs

Auf jeden Fall reduzieren Boxenmatten die Kosten für Einstreu. An der Hochschule Nürtingen-Geislingen hat man bereits 2013 untersucht, wie viel Späneeinstreu sich durch den Einsatz von Boxenmatten einsparen lässt. Die Wissenschaftler kamen zu dem Ergebnis, dass sich der Späneverbrauch pro Box im Jahr um mehr als ein Viertel reduzieren lässt.

Sie hatten Boxen mit Gummimatten mit einer ein Zentimeter hohen Späneeinstreu mit Boxen ohne Matten und üblichem Wechselstreuverfahren mit einer Höhe von acht bis zehn Zentimetern Späneeinstreu verglichen. Damals, also 2013, gingen die Wissenschaftler davon aus, dass mit den Boxenmatten eine Kostenersparnis von 300 Euro pro Box und Jahr möglich ist. In der Kalkulation waren 20 Kilogramm Späne mit 7,50 Euro angegeben. Aktuell zahlt man für diese Menge etwa 10 bis 12 Euro, mitunter noch mehr.

Boxenmatten für Pferde: Weniger Mist

Hinzu kommt: Weniger Einstreu bedeutet auch weniger Mist und damit geringere Kosten für die Mistentsorgung. Auch die Arbeitszeit ließe sich mit Boxenmatten um mehr als ein Viertel reduzieren, so die Wissenschaftler. In puncto Gesundheit konnten die Matten ebenfalls punkten: Bei beiden Einstreusystemen war die Ammoniak- und Staubbelastung gering, die Boxen mit Gummimatten hatten tendenziell sogar eine geringere Keimbelastung.

Auf dem Markt gibt es verschiedenste Matten für Pferdeboxen. Gummimatten gelten als weich und widerstandsfähig gegen Urin. Eingestreut werden muss nur so viel, dass der Urin aufgesaugt wird. In manchen Fällen genügt hier schon eine ein Zentimeter hohe Späneschicht. Als Pferdebetten werden meist Gummimatten bezeichnet, die eine besonders weiche Füllung haben: etwa eine sehr softe Gummischicht oder einen Schaumstoffkern zwischen zwei robusten Außengummischichten.

Gummi oder EVA?

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Für die Box gibt es Matten aus verschiedenen Materialien. Gängig sind Gummi, Ethylen- Vinylacetat (EVA) oder Kunststoff. Manche Matten haben eine extra weiche Füllung und werden auch Pferdebetten genannt. (© Slawik)

Diese Betten bieten einen besonders hohen Liegekomfort. Gummiprodukte werden manchmal skeptisch beäugt, da sie teilweise PAK, also polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe, als Weichmacher enthalten. Diese sind krebserregend. Gewissenhafte Hersteller von Boxenmatten aus Gummi unterziehen ihre Matten einem PAK-Test und weisen diesen auch aus.

Aus geschäumtem Kunststoff, nämlich Ethylen-Vinylacetat, bestehen EVA-Matten. Das Material kommt zum Beispiel auch bei Yoga-Matten zum Einsatz. Es ist besonders weich und verformbar, gleichzeitig aber so stabil, dass es einen rutschfesten Untergrund bietet. Zudem sind EVA-Matten um einiges leichter als Gummimatten, was beim Verlegen und Reinigen hilfreich sein kann.

Recycelter Kunststoff: Boxenmatten für Pferde

Kunststoffmatten, die meistens aus recyceltem Kunststoff bestehen, sind günstig, aber auch härter und rutschiger als Gummi- oder EVA-Matten und bieten daher weniger Liegekomfort. Bei diesem Material muss genügend eingestreut werden. Kunststoffmatten sind bei nicht befestigtem Untergrund zu bevorzugen, wenn das Pferd mit den Hufen eine weichere Gummimatte in Löcher oder Mulden drücken würde, wie sie sehr oft auf Paddocks vorzufinden sind. Mit Kunststoffmatten lassen sich solche Löcher abdecken und das Pferd hat einen ebenen Untergrund.

Während Matten für Paddocks wasserdurchlässig sein sollen, damit die Nässe nach unten abfließen kann und sich nicht staut, sollten Boxenmatten wasserundurchlässig sein. Nässe wie auch Urin sickern sonst unter die Matte und sammeln sich dort. Die Poren, die für die Wasserdurchlässigkeit sorgen würden, würden zudem mit der Zeit durch Schmutz verstopfen und somit eine ideale Grundlage für Keime bilden.

Keine wasserdurchlässigen Matten

Wer sich Boxenmatten zulegt, sollte eine gewisse Eingewöhnungszeit einplanen. Denn Pferde reagieren erstmal sensibel auf einen neuen Untergrund, wie eine weitere Studie der Hochschule Nürtingen-Geislingen aus dem Jahr 2014 zeigt, in der Wissenschaftler eine Strohmatratze mit Gummimatten plus Strohpellets verglichen.

Die Forscher konnten aber beobachten, dass Pferde nach kurzer Zeit wieder ihr gewohntes Liegeverhalten annehmen. Sie glauben, dass bei Pferden bei der Wahl des Schlafplatzes weniger im Vordergrund steht, wie weich die Stelle ist, sondern ob sie trocken, rutschfest und einigermaßen warm ist. Vor allem alte und kranke Pferde legen sich ungern hin, wenn der Untergrund zu kalt und rutschig ist.

Verlegen und Haltbarkeit der Matten

Verlegt werden Boxenmatten über Stoß an Stoß, Nut- und Federsystem oder Puzzlesystem. Die Matten werden je nach Stärke mit einem Teppichmesser oder einer Stichsäge zurechtgeschnitten. Bei den Gummimatten sollte ein kleiner Abstand von ca. zwei Zentimetern zu den Boxenwänden eingehalten werden, da sie sich bei Wärme ausdehnen können. Zu groß darf der Abstand aber nicht sein, da sie sonst verrutschen können und Schmutz sowie Urin unter die Matten gelangen.

Feine Einstreupartikel tragen dazu bei, die Fugen zu schließen und Nässe aufzusaugen, bevor sie unter die Boxenmatten gelangt. Hilfreich können da auch Spezial-Klebebänder oder Dichtbänder sein, die zwischen Matten und Wand oder an den Verbindungsstellen zwischen den Matten genutzt werden können. Fragen Sie bei der Bestellung der Ware genau nach, wie die Matten verlegt werden sollten, damit sie fest liegen und hygienisch sind, und ob sie aufgrund des Materialgeruchs vor dem Verlegen noch ausdünsten sollten.

Lange Haltbarkeit: Boxenmatten für Pferde

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Einmal angeschafft, versprechen Boxenmatten eine lange Haltbarkeit. Bis zu 20 Jahre sind keine Seltenheit. Wenn sie dann doch einmal entsorgt werden sollen, sollte man den Hersteller kontaktieren, denn manche von ihnen nehmen die gebrauchten Matten zurück und recyceln sie. Auch der Recycling- bzw. Wertstoffhof kann eine Anlaufstelle für alte Matten sein. Wichtig: Man sollte die Bestandteile der Boxenmatte kennen. Manche Materialgemische lassen nicht so einfach abgeben, da sie nicht recycelt werden können.

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