Ein Pferd mit dem perfekten Exterieur, also dem idealen Körperbau, findet man selten. Braucht man aber auch nicht. Leichte Exterieurschwächen kann man oft durch richtige Aufzucht, richtiges Training und beispielsweise einen entsprechenden Beschlag ausgleichen.
Es sind die drei Kategorien, in die ein Pferd bei der Beurteilung bzw- Beschreibung im allgemeinen eingeteilt wird: Vorhand (Kopf bis Schulter), Mittelhand (Rücken und Rumpf ) und Hinterhand (Kruppe und Hintergliedmaßen). Ob Vor-, Mittel oder Hinterhand – in einem sind die Experten sich einig: Ein Pferd kann ein noch so perfektes Exterieur haben – wenn sein Interieur nicht stimmt, taugt es nicht als Sportpferd.
Auch ein reines „Freizeitpferd“ muss charakterlich auf „mitmachen“ eingestellt sein, sonst wird es mit dem harmonischen Zusammenspiel von Reiter und Pferd schwierig. Für alle Pferde gilt: Leistungsbereitschaft wiegt viele körperliche Schwächen auf.
Das Exterieur beschreibt die „äußeren Merkmale“ des Pferdes, also alle Körperteile wie beispielsweise Kopf, Rücken und Beine. Das Interieur hingegen beschreibt die „inneren Merkmale“ des Pferdes wie Charakter und Temperament.
Aufschluss darüber, mit welchem Charakter man es zu tun hat, geben der Kopf und vor allem das Pferdeauge. Blickt das Pferd stolz, klug, ängstlich oder stumpf? All dies verrät viel über die zu erwartenden Charaktereigenschaften, die sich wahrscheinlich auch unter dem Sattel zeigen werden.
Die Vorhand des Pferdes
Unter dem Begriff Vorhand sind bei der Exterieurbeschreibung Kopf, Hals und Schulterbereich des Pferdes samt seiner Vorderbeine zusammengefasst. Es gibt bestimmte Idealvorstellungen bezüglich Aussehen des Kopfes, der Länge des Halses oder auch der Winkelung von Schulter und Vordergliedmaßen. Insgesamt soll das Pferd in seinem Körperbau harmonisch wirken.
Aus der Praxis gilt für die Vorhand oft: Je mehr der Reiter auf dem Pferd „vor sich“ hat (also vor allem eine gut ausgeprägte Halspartie), desto besser ist das Sitzgefühl.
Der Pferdekopf
Man wünscht sich einen möglichst edlen Kopf mit großen, klaren Augen. Er soll „trocken“ sein – in der Reitersprache bezeichnet das den Zustand, in dem man Knochen und gegebenenfalls Adern und Sehnen klar erkennen kann, gerade im Bereich Knochen, vor allem den Röhrbeinen, spricht von einer trockenen, also klaren Textur ohne Schwellungen oder schwammigen Strukturen.
In erster Linie hat diese Idealvorstellung vom Kopf optische Gründe. Für die Reiteigenschaften ist die Kopfform hingegen kaum von Bedeutung. Anders der Bereich der Ganaschen und des Genicks. Erwünscht sind hier nicht zu breite Ganaschen mit genügend Ganaschenfreiheit und einem freien und beweglichen Halsansatz.
Der Hals des Pferdes und seine Probleme
Erwünscht ist ein mittellanger Hals, der breit aus der Schulter heraus entspringt und sich nach vorne-oben leicht aufwölbt, wobei er sich zum Genick hin harmonisch verjüngt. Die obere Halslinie sollte dabei konvex gebogen sein, die untere Linie dazu parallel oder wenigstens gerade.
Die meisten Schwierigkeiten haben Pferde mit zu tief angesetztem Hals, wenn man sie dressurmäßig arbeitet. Er hindert sie daran, sich frei zu tragen, sich aufzurichten und letztlich deswegen auch, ihr Gewicht auf die Hinterhand zu verlagern – die Grundlage allen Reitens, um es dem Pferd zu ermöglichen, das Reitergewicht, das zunächst vor allem auf der Vorhand lastet, vermehrt von der Hinterhand tragen zu lassen.
Von den reiterlichen Problemen abgesehen, stellt ein zu tief angesetzter Hals im Exterieur generell, also auch schon freilaufend, eine vermehrte leichte Belastung der Vorhand dar.
Kurzer Hals
Der Hals ist die Balancierstange des Pferdes. Ist er zu kurz, kann das natürliche Balancegefühl des Pferdes beeinträchtigt werden – ein Nachteil, der sich hauptsächlich auf Vielseitigkeitspferde auf der Geländestrecke negativ auswirken kann. Für Dressurpferde ist ein kurzer Hals vor allen Dingen ein optisches Exterieur-Problem, da es häufig so wirkt, als sei das Pferd zu eng.
Der Reiter muss sich selbst überprüfen, ob das Pferd trotz des kurzen Halses diesen aufwölbt und damit reell über den Rücken arbeitet, oder ob es lediglich seinen Kopf „in Haltung“ abklappt.
Gute Halsung mit gewölbter Oberlinie, paralleler Unterlinie und guter Bemuskelung. | Relativ kurzer Hals mit deutlicher Tendenz zur stärkeren Unterhalsmuskulatur. |
Hirschhals und starker Unterhals
Beim Hirschhals ist die Muskulatur des Halses falsch angesetzt. Der Unterhals ist stärker ausgeprägt als die obere Halsmuskulatur. Ein Hirschhals macht es dem Pferd durch diesen Muskelansatz sehr schwer, korrekt an den Zügel zu treten. Daher ist der Hirschhals vor allen Dingen für Dressurpferde praktisch ein „No Go“.
Schwanenhals: lang und instabil
Sieht elegant aus, kann beim Reiten aber ziemlich lästig sein – ein langer, instabiler Hals, auch bekannt als Schwanenhals, ermöglicht es den Pferden, sich den Reiterhilfen zu entziehen, indem sie den Hals biegen und sich hinter dem Gebiss verkriechen. Dadurch verliert der Reiter den Kontakt zum Pferdemaul und damit die Einwirkung. Bei manchen Pferden kann das soweit gehen, dass sie sich selbst in die Brust beißen.
In dieser Haltung deutlicher Unterhals mit erkennbarem Ansatz zum Hirschhals. | Langer, eleganter Schwanenhals mit besonders feiner Verjüngung am Genick. |
Der Widerrist
Ein ausgeprägter Widerrist verspricht eine gute Bewegungsmechanik des Pferdes. Außerdem liegt der Sattel automatisch richtig. Man sollte den Widerrist gut erkennen und er sollte weit in den Pferderücken hineinreichen. Am Widerrist setzen Rücken- und Schultermuskulatur an, die wiederum für die Aktion der Vorhand verantwortlich sind. An dieser Stelle wird das Stockmaß des Pferdes gemessen.
Der Widderrist sollte höher sein als die Kruppe, ansonsten spricht man davon, dass das Pferd überbaut ist. Dies ist besonders ungünstig für Dressurpferde. Sollte der Widerrist dann weniger stark ausgeprägt sein und zusätzlich von Muskelmasse oder auch Fett umlagert sein, liegt der Sattel nicht mehr. Er rutscht dann nach vorne auf die Schulter, was die Vorhand stark belastet. Vielseitigkeitspferde im Leistungssport, die einen hohen Vollblutanteil haben, haben häufig einen sehr stark ausgeprägten Widerrist.
Ein guter Widerrist mit einer schön gewinkelten Schulter ermöglicht einen ausdrucksvollen Trab | und auch ein lockeres Springen mit problemloser Bein- und Rückenarbeit. |
Die Schulter
Die Schulter eines Reitpferdes sollte nach dem Exterieur-Ideal lang, breit und schräg sein, damit das Pferd genügend Schulterfreiheit hat. Dieser Ausdruck bezeichnet quasi den „Aktionsradius“ des Vorderbeins, also wie hoch das Pferd das Vorderbein, konkreter den Unterarm – also den Bereich oberhalb des Karpalgelenks – anheben kann.
Ist die Schulter hingegen steil und kurz, heißt es, das Pferd habe gebundene Bewegungen. Oft geht dies dann auch mit einer schlechten Sattellage einher. Bei Springpferden mit steiler Schulter steht zu befürchten, dass ihre Vorhandtechnik nicht besonders gut ist. Allerdings gibt es viele Beispiele berühmter Springpferde, die trotz dieser Mängel Geschichte geschrieben haben.
Hier zeigt sich, wie wichtig die Einstellung, der Charakter ist. „Entscheidend ist, dass es auf die anderen Seite will“, so fassen viele Springexperten zusammen, was ein wirklich gutes Springpferd ausmacht.
Auch wichtig: genügend Ellenbogenfreiheit.
Der Oberarm des Pferdes sitzt unsichtbar im Rumpf. Der Ellenbogen ist sozusagen der erste sichtbare Teil des Beins, der sich an den Rumpf anschließt. Man wünscht sich, dass zwischen Rippen und Ellenbogenhöcker bequem eine Faust breit Platz ist. Liegt der Ellenbogen zu eng am Rumpf, haben die meisten Pferde steife, weniger raumgreifende Bewegungen, die man kaum verbessern kann.
Ausgehend von der Stellung von Schulter und Oberarm gibt es verschiedene Fehlstellungen der Vordergliedmaßen:
Die Mittelhand des Pferdes
Die Mittelhand ist die „Brücke“ im Exterieur zwischen Vor- und Hinterhand. Der Pferderücken ist gewissermaßen die Bewegungszentrale des Pferdes. Seine Form ist daher wesentlich verantwortlich für die Rückenstabilität und die Leistungsfähigkeit des Pferdes.
Rückenformen und Probleme
Der lange Rücken gilt als sitzbequem, weil er gut schwingt. Andererseits besteht die Gefahr, dass er zu „weich“ ist. Das bezieht sich nicht auf den Sitzkomfort des Reiters, sondern beschreibt die Gefahr, dass potenziell schneller Verschleißerscheinungen auftreten können.
Dressurpferde in sehr deutlichem Rechteckformat haben es manchmal schwer, sich vermehrt zu setzen. Um das Pferd nicht zu sehr zu belasten, sollte der Reiter nicht zu schwer sein. Im Alter neigen Pferde mit langem Rücken häufiger zu einem Senkrücken.
Der Senkrücken kann angeboren oder eine Alterserscheinung sein. Pferde mit diesem Exterieur-Problem haben es unter anderem ebenfalls schwerer, ihre Hinterhand unter den Körperschwerpunkt zu setzen. Man muss sie aber immer wieder dazu auffordern. Das trainiert u.a. auch die Bauchmuskulatur, die neben der Rückenmuskulatur für einen stabilen Rücken, der einen Reiter gut tragen kann, bedeutsam ist.
Ein Karpfenrücken muss nicht immer zwingend Probleme bereiten. | Dieses Pferd steht insgesamt kompakt, mit einem kurzen, etwas schwachem Rücken. |
Karpfenrücken
Bei Pferden mit Karpfenrücken ist die Nierenpartie deutlich nach oben gewölbt, eine Folge zu langer Dornfortsätze in diesem Bereich. Diese Pferde sind nicht gut auszusitzen, können aber häufig sehr kraftvoll springen. Das wohl berühmteste Pferd mit Karpfenrücken war Springpferd Simona, mit der Hartwig Steenken 1974 Weltmeister wurde.
Kurzer Rücken
Pferde mit kurzem Rücken, auch als Quadratpferde bezeichnet, schwingen meist nicht gut im Rücken. Das macht das Aussitzen zu einer unangenehmen Angelegenheit. Andererseits ist ein kurzer Rücken stabil und verspricht Kraft. Aber Vorsicht! Diese Pferde können gefährlich gut buckeln. Außerdem neigen sie dazu, sich selbst mit den Hinterhufen in die Vorderbeine zu greifen, was zu Ballentritten führt – Hufglocken schützen!
Die Gliedmaßen des Pferdes und ihre Fehlstellungen
Die Gliedmaßenstellung zum Boden, die Länge der Knochen im Verhältnis zueinander, die Winkelung der Gelenke – all dies beeinflusst sowohl Bewegungen, als auch die Gesundheit des Pferdes.
Egal, um welche Fehlstellung im Exterieur es sich handelt, einige Regeln sollte man grundsätzlich beachten: Beim Beschlag geht es darum, die Hufe plan auf den Boden zu bringen, um Sehnen, Bänder und Gelenke nicht unnötig zu belasten.
Für das Ausschneiden gilt die alte Schmiedeweisheit: „Immer da abschneiden, wo der Huf hinzeigt!“ Denn dort wächst der Huf schneller. Hilfreich ist es hier auch, das Pferd eine Beschlagsperiode lang barfuß laufen zu lassen. Dann nutzt der Pferdehuf sich so ab, wie die Bewegungen des Pferdes es vorgeben, und man weiß, wie man den Beschlag zu konzipieren hat. Oder man schaut sich alte Hufeisen an. An den Stellen, an denen das Eisen abgenutzt ist, rollt das Pferd ab.
Regelmäßige Kontrolle der Fohlenbeine
Züchtern kann man nur raten, frühzeitig einen Schmied auf ihre Fohlen schauen zu lassen. Während der ersten drei Lebensmonate, so lange die Wachstumsfugen noch nicht geschlossen sind, kann man die meisten Fehlstellungen noch durch entsprechendes Auschneiden bzw. Ankleben von Hufschuhen korrigieren. Andererseits kann man auch dem Pferdenachwuchs zu viel des Guten zukommen lassen. Da Pferde mit fortschreitender Entwicklung in der Brust breiter werden, gleicht sich beispielsweise eine Tendenz zur bodenengen Stellung häufig von allein aus. Weicht ein einzelnes Bein deutlich in der Zehenrichtung ab, sollte dies allerdings rechtzeitig korrigiert werden.
Kleiner Tipp: Damit die Gliedmaßen des Exterieurs der Fohlen sich gut entwickeln, müssen sie viel auf hartem Untergrund gehen und stehen. Daher sollte man die Pferdebox nur zur Hälfte einstreuen und den Bereich vor der Krippe freilassen – dass die Box dafür groß genug ist, sollte bei einer Unterkunft für Stuten und Fohlen selbstverständlich sein!
Gerade in den ersten Lebenstagen und -wochen ist harter Untergrund wichtig, weil sich viele Fehlstellungen auf diese Art und Weise von alleine korrigieren. Man muss der Natur nicht immer beispringen, ein kritisches Auge auf die Stellung der Gliedmaßen sollte aber für den Züchter, der ein gesundes, belastbares Pferd züchten möchte, eine Selbstverständlichkeit sein. Auch auf Auslauf oder Weide sollte es Bereiche mit festem Untergrund geben.
Der ehemalige, langjährige Mannschaftstierarzt der Vielseitigkeitsreiter Dr. Karl Blobel und Hufschmied-Experte Dieter Kröhnert, der seit über 25 Jahren die deutschen Nationalmannschaften betreut, haben erklärt, wie sich Fehlstellungen der Gliedmaßen im Exterieur auf die Pferde auswirken und wie sie trotzdem fit und belastbar bleiben:
Problem zehenenge Stellung
Dr. Blobel: Pferde, die zeheneng – also mit nach innen gestellten Hufen – stehen, sind anfällig für Hufgelenkserkrankungen. Im Fohlenalter kann man die zehenenge Stellung noch korrigieren. Versäumt man das, verschlechtert sich die Stellung weiter.
D. Kröhnert: Diese Pferde rollen über den äußeren Tragrand ab. Die „spitzeste“ Stelle des Eisens sollte genau am Abrollpunkt liegen. An dieser Stelle sollte der Schmied die Kanten des Eisens anschrägen, damit dem Pferd das Abrollen erleichtert wird. Das schont die Gelenke, Sehnen und Bänder. Alternativ kann der Schmied auch die gesamte vordere Front des Eisens ab den Stellen zwischen den ersten und zweiten Nagellöchern anschrägen.
Auch wichtig: Wird das Pferd älter, wächst die Zehe schneller als die Trachten. Daher sollte man bei älteren Pferden die Beschlagsperiode verkürzen.
Problem zehenweite Stellung
Deutlich zehenweite Fehlstellung der Vorderbeine beim ausgewachsenen Pferd. | Gut erkennbare, zehenweite Fehlstellung der Vorderbeine beim Fohlen. |
Dr. Blobel: Macht die Zehenachse einen Knick nach außen und die Hufe sind nach außen gedreht, hat man es mit einer „zehenweiten“ Stellung zu tun. Auch Pferde mit zehenweiter Stellung sind anfällig für Entzündungen am Gleichbein und am Fesseltrageapparat. Für die Korrektur im Fohlenalter gelten dieselben Regeln wie bei zeheneng gestellten Pferden.
D. Kröhnert: Zehenweite Pferde rollen über den inneren Tragrand ab. Entsprechend muss das Eisen an jener Stelle verjüngt werden. Dafür gelten dieselben Regeln wie für zeheneng stehende Pferde, nur dass der Abrollpunkt eben am inneren Tragrand liegt.
Pferde mit steilen Fesseln
Dr. Blobel: Pferde mit kurzen, steilen Fesseln sind anfällig für Gelenkerkrankungen, da jede Erschütterung direkt „in die Gelenke“ geht.
D. Kröhnert: Pferde mit kurzer Fessel haben meist auch einen kurzen, stumpfen Huf. Sie fußen schnell ab und haben kürzere, härtere Bewegungen. Die Eisen sollten dem Huf angepasst und die Schenkel nicht zu lang sein, damit das Pferd nicht auf der Trachte aufkommt. Die Vordereisen sollten eine leichte Zehenrichtung haben, sich also am Abrollpunkt verjüngen.
Hinten nimmt man „Greifeisen“. Die sind an der Spitze stark abgeschliffen, damit der Hinterhuf abgleiten kann, wenn das Pferd sich in die Vorderhufe tritt. Das kommt bei kurz gefesselten Pferden vor.
Generell gilt: Seitlich dürfen die Eisen maximal eine Streichholzstärke überstehen. Sonst ist der Zug auf die Hornkapsel durch die Nägel zu groß und die Pferdebeine werden in Seitengängen zu stark belastet. Etwas Überstand muss aber sein, damit der Hufmechanismus arbeiten kann. Die Eckstrebe sollte mittig auf dem Eisen liegen.
Pferde mit langen Fesseln
Dr. Blobel: Es ist ein Vorurteil, dass Pferde mit langen Fesseln anfällig für Sehnenerkrankungen sind. Das gilt zumindest für die Vorderbeine. Die Sehnen werden von Geburt an trainiert und gewöhnen sich an Belastung. Manche Springpferde federn bei der Landung so weit durch, dass der Fesselkopf den Boden berührt, ohne je Probleme damit zu haben. Die Holsteiner Vererberlegende Lord ist ein Beispiel.
D. Kröhnert: Pferde mit langen Fesseln fußen langsamer ab, sie brauchen länger, um vom Boden wegzukommen. Vor allem an den Hinterbeinen kann man die Pferde unterstützen, indem man eine bis eineinhalb Schenkellängen Überstand nach hinten hinaus an den Eisen lässt. Das vergrößert die Auflagefläche und unterstützt auf diese Weise die – bei lang gefesselten Pferden meist untergeschobenen – Trachten sowie den Sehnen- und Bandapparat. Vorne sollte man das Eisen so lang wie nötig wählen, ohne dass das Pferd sich das Eisen mit den Hinterbeinen abtreten kann.
Exterieur-Problem „bärentatzig“ (der Fesselkopf sinkt gen Boden ab)
Dr. Blobel: Von Pferden, die bärentatzig stehen, sollte man die Finger lassen. Bei Belastungen überfordert man den Sehnen- und den Bandapparat, vor allen Dingen den Fesselträger.
D. Kröhnert: In der Regel haben bärentatzig stehende Pferde auch zu lange Fesseln. Daher gilt auch hier: Die Eisen müssen so lang wie möglich sein, um den stark belasteten Sehnen- und Bänderapparat zu unterstützen. Vielfach sieht man bei solchen Pferden Rundeisen, was ich für einen falschen Beschlag halte. Zwar sollte das Eisen länger sein, aber das Pferd muss noch einsacken können. Mit Rundeisen kann es das nicht und entsprechend wird der Zug auf Sehnen und Bänder noch größer.
Die Hinterhand des Pferdes
Für jedes Pferd, egal in welcher Disziplin, gilt: Der Motor sitzt hinten! Die Hinterhand ist das Kraftzentrum des Pferdes. Sind Schub- und Tragkraft des Pferdes gut ausgebildet, werden die Bewegungen ausdrucksvoll und die Vorhand, die den Großteil des Pferde- und des Reitergewichtes zu tragen hat, wird entlastet.
Man wünscht sich im Exterieur eine lange, mäßig abgeschrägte Kruppe, die einer Melone oder Walnuss ähnlich geformt ist. Die beiden oberen Knochen (Sitz- und Darmbein) sollen möglichst lang sein. Hüfte und Oberschenkel sowie Ober- und Unterschenkel sollten rechtwinklig zueinander stehen, das Knie dabei normal ausgeprägt.
Pferde mit flacher, kurzer Kruppe haben oft auch einen hohen Schweifansatz. Von diesen Pferden sagt man, sie würden viel Schub entwickeln. Aber unter den Schwerpunkt zu treten fiele ihnen schwer, da ihre Hinterhand nach hinten heraussteht und entsprechend die Kraft eher nach hinten verpufft, als dass sie unter den Schwerpunkt des Pferdes tritt und dort Tragkraft entwickelt.
Idealerweise stehen Hüfte und Oberschenkel, sowie Ober- und Unterschenkel etwa in rechtem Winkel zueinander. Sind die Winkel größer, spricht man von einer steilen Hinterhand. Oft gehen ein hoher Schweifansatz an einer kurzen Kruppe mit der steilen Hinterhand einher.
Je stärker die Winkelung in der Hinterhand ist, desto größer ist die Belastung der Sprunggelenke. Idealerweise fällt man ein Lot vom Sitzbein- über den Fersenhöcker, das 7,5 bis 10 cm hinter dem Huf auf den Boden trifft.
Exterieur-Problem „kuhhessig“
Dr. Blobel: Bei kuhhessig gestellten Pferden sind die Sprunggelenke nach innen gedreht. Das kann zu Spat, also Arthrose in den Sprunggelenken, führen. Für diese, wie für alle anderen Fehlstellungen gilt: Ein guter Hufschmied kann Erkrankungen Vorbeugen!
D. Kröhnert: Kuhhessige Pferde stehen gleichzeitig zehenweit. Sie sind anfällig für Knie- und Sprunggelenksprobleme, weil der äußere Tragerand des Hufes stärker belastet wird. Günstig für diese Art Stellungsfehler ist ein regelmäßiger Beschlag, den man zusätzlich mit einem sogenannten „Schwalbenschwanz“, also einer kleinen Ausbuchtung am äußeren Eisenschenkel versieht. Auf diese Art und Weise unterstützt man Knie und Sprunggelenk, da der Druck beim Auffußen auf den Schwalbenschwanz gelenkt wird.
Das Wissen rund um das Exterieur des Pferdes ist auch ein wichtiger Bestandteil der Prüfungen zu den einzelnen Reitabzeichen.
Dieses gebündelte Wissen gibt es beipielsweise im Buch „Die Reitabzeichen“ des Kosmos Verlags – nach den neuen Richtlinen der LPO (Leistungsprüfungsordnung 2018) und WBO (Wettbewerbsordnung 2018) der FN.
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