Was macht der Druse-Erreger im Pferdekörper, wie kann man ihn bekämpfen und wie kann man eine Erkrankung vermeiden?
Druse wird durch Bakterien der Spezies Streptococcus equi equi verursacht. Der Erreger kommt normalerweise in der Umwelt nicht vor, kann aber bis zu vier Tage in der Box, auf der Weide oder im Paddock und bis zu acht Wochen im Wasser überleben. Drei bis 14 Tage nach Kontakt mit den Erregern zeigen sich die ersten klinischen Symptome: grünlicher oder gelblicher Nasenausfluss, Fieber (bis zu 41,5 °C), Appetitlosigkeit, Schläfrigkeit, Husten und Schwellung der Lymphknoten im Kopfbereich – insbesondere am Unterkiefer und den Ganaschen.
In den Lymphknoten siedeln sich die Drusebakterien an. Diese füllen sich mit Eiter und schwellen stark an. Nach einer Weile platzen die Lymphknoten schließlich auf, und der Eiter entleert sich – normalerweise nach außen. Doch die Lymphknoten im Kehlgang können sich auch in den Luftsack entleeren. Die Folge: eitriger Nasenausfluss. Sämtliche ausgeschiedenen Sekrete sind voller Erreger. Daher sollten erkrankte Pferde dringend isoliert werden!
QUARANTÄNE: Erkrankte Pferde isolieren

Ist die Druse einmal diagnostiziert, sollten die Patienten sechs bis acht Wochen keinen Kontakt zu gesunden Pferden haben.
Die Übertragung erfolgt in der Regel direkt von Pferd zu Pferd – beispielsweise beim Beschnuppern – oder indirekt über betreuende Personen und Gegenstände wie Wassereimer, Futterkrippen, Gebisse etc. Wie empfindlich ein Pferd reagiert, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Immunstatus, Bakterienbelastung in der Umgebung und eine mögliche Immunität durch früheren Kontakt mit dem Erreger.
Bei einigen Pferden bleibt der Druse-Erreger im Körper – meist in den Luftsäcken. Diese sogenannten latenten Träger zeigen oft keine oder nur milde Symptome wie leichtes Fieber und etwas Nasenausfluss. Typische Anzeichen wie geschwollene Lymphknoten fehlen. Trotzdem scheiden diese Pferde weiterhin Erreger aus, was unbemerkt zur Ansteckung anderer führen kann. So kann sich Druse im Stall halten, ohne dass es sofort auffällt – erst wenn neue Pferde plötzlich erkranken, wird das Problem sichtbar.
DIE SELTENE KATASTROPHE

Gelblicher, fester Nasenausfluss deutet auf eine ernste Erkrankung hin. Tierarzt holen! (© www.arnd.nl)
In den meisten Fällen heilt Druse ohne bleibende Schäden ab. Es können jedoch Komplikationen auftreten: Herzmuskelentzündungen, Phlegmonen (Flüssigkeitseinlagerungen im Gewebe), Kehlkopfpfeifen, Atemgeräusche, Blutarmut oder eitergefüllte Luftsäcke.
Wenn die Lymphknoten besonders stark anschwellen, kann es zu Atemnot und Schluckbeschwerden kommen, da Kehlkopf und Luftröhre eingeengt werden. Die Pferde halten Kopf und Hals dann oft gestreckt, um die Atemwege zu entlasten, und können kaum fressen oder trinken.
LEBENSGEFAHR DURCH METASTATISCHE DRUSE
In seltenen Fällen befallen Drusebakterien auch die Brust- oder Bauchhöhle oder sogar das Gehirn. Dann spricht man von metastatischer Druse – diese Form kann tödlich verlaufen.
Ebenfalls selten, aber gefährlich: die sogenannte Blutfleckenkrankheit. Dabei kommt es zu Schwellungen an Kopf und Beinen sowie zu Kreislaufstörungen, die unter Umständen ebenfalls tödlich enden können.
BEHANDLUNG BEI DRUSE

Wenn die Abszesse in den Lymphknoten sich öffnen und der Eiter abfließt, beginnt der Heilungsprozess.
Bei der Behandlung stellt sich die Frage: Antibiotikum – ja oder nein? Die meisten Expert:innen empfehlen, bei mildem Verlauf auf Antibiotika zu verzichten. Hat sich bereits ein Abszess gebildet, erreicht das Medikament die Bakterien ohnehin nicht mehr.
Andererseits ist im frühen Krankheitsstadium – bei Fieber, aber noch ohne Abszesse – eine Behandlung mit Penicillin über sieben bis zehn Tage möglich. So kann sowohl die Infektion als auch die Verbreitung des Erregers eingedämmt werden. Der Nachteil: Durch die Antibiotikagabe entwickelt das Pferd nur eine geringe Immunität.
WUNDERWAFFE KARTOFFELBREI
Warme Kompressen können die Reifung der Eiterabszesse in den Lymphknoten beschleunigen und so dazu beitragen, dass sich die Lymphknoten nach außen öffnen und der Eiter abfließen kann. Gleichzeitig lindern die Umschläge den Schmerz.
Bewährt hat sich zum Beispiel warmer Kartoffelbrei: in eine Plastiktüte gefüllt und mit einer Wolldecke am Hals befestigt. Auch eine Heizdecke oder wärmende Salben (z. B. mit Kampfer) sind hilfreich.
TIPP: FÜTTERN BEI DRUSE
Da das Schlucken vielen Drusepatienten schwerfällt, sollte man leicht rutschendes Futter anbieten – etwa Mash, eingeweichte Rübenschnitzel oder Heucobs. Ideal ist alles, was breiig ist und nicht eiskalt – denn auch das kann als unangenehm empfunden werden.
TOD DEN DRUSEERREGERN!
Um die Erreger auszumerzen, müssen zunächst die Träger identifiziert werden. Der Tierarzt nimmt dafür Abstriche, die im Labor untersucht werden. Solange der Krankheitsstatus unklar ist, bleiben die betroffenen Pferde in Quarantäne.
Zum Nachweis werden gewöhnlich drei Tupferproben entnommen – aus dem Nasen- und Nasenrachenraum sowie aus dem Luftsack. Die Drusebakterien lassen sich mit gängigen Desinfektionsmitteln gut abtöten. Allerdings überleben sie auf Oberflächen und besonders in feuchter Umgebung. Deshalb sollte eine verunreinigte Weide mindestens einen Monat lang nicht genutzt werden.
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