Es gibt viele Möglichkeiten, um die Kondition eines Pferdes zu überprüfen. Profisportler arbeiten beispielsweise mit Leistungsdiagnostikern zusammen. Es gibt aber auch weniger aufwendige Methoden für einen Fitness-Check zu Hause.
Es beginnt ganz einfach: mit Bewusstsein und Beobachtungsgabe. Lars Meyer zu Bexten rät, sich im ersten Schritt sein Pferd einmal ganz genau anzuschauen. Wie sieht mein Trainingspartner eigentlich aus? Viele Pferde sind zu dick, das erkennt man auf den ersten Blick. Doch der Pferdekörper liefert noch weitere Hinweise, etwa die Muskulatur. Ist mein Pferd ausreichend bemuskelt? An der richtigen Stelle? Die genaue Betrachtung des eigenen Tieres ist ein erster Schritt zum Fitness-Check für Pferde.
Zur späteren Beurteilung des Trainingsfortschritts kann es sogar hilfreich sein, ein Foto des Pferdes zu machen. Das dient als Vergleichsvorlage für eine erneute Fitnessüberprüfung ein paar Wochen später. Um wirklich vergleichbare Fotos zu haben, sollten diese unter möglichst ähnlichen Gesamtumständen entstehen, also zur immergleichen Tageszeit, vor demselben Hintergrund, bei ähnlichen Lichtverhältnissen und in derselben Körperhaltung.
Bewusstes Reiten: Wie sieht das Pferd aus?
Neben dem bewussten Betrachten des Pferdekörpers hilft auch das bewusste Reiten bei der Fitnessüberprüfung. Damit ist gemeint, sich als Reiter durch nichts ablenken zu lassen – weder durch das Handy noch durch Plauderei – und sich voll und ganz auf sein Pferd zu konzentrieren.
Die Frage, die sich dabei stellen sollte, ist: Wie geht es meinem Pferd, wenn ich was mache? Das bewusste Beobachten beim Reiten kann Aufschluss darüber geben, wenn man beispielsweise erkennt, nach welchen Übungen das Pferd besonders stark atmet.
Wo sind die Grenzen? Fitness-Check für Pferde
Übrigens: Auch sich selbst und den eigenen Fitnesszustand – wann komme ich an meine körperlichen Grenzen? – kann man sich dabei bewusst machen. Aber: Atmung und Schwitzen hängen auch von vielen äußeren Faktoren ab, wie z. B. der Dichte des Fells oder der Außentemperatur, und sind deshalb nicht immer ein verlässlicher Faktor zur Fitnessüberprüfung.
Vielseitigkeitsreiterin Anna Siemer betont darüber hinaus, dass dem Reiter nicht nur der eigene sowie der Pferdekörper bewusst sein sollten. Auch die Arbeit, die in das Training investiert wird, sollte dem Reiter bewusst sein. „Es bringt nichts, über eine Galoppbahn zu galoppieren, wenn ich nicht weiß, wie lang die Bahn ist“, mahnt Siemer. Denn ohne nachvollziehbare Werte können keine Feststellungen zum Fitnesszustand gewonnen werden.
Den Puls messen – Auch ohne Hilfsmittel
Um während des Reitens den Puls des Pferdes zu messen, benötigt man Hilfsmittel, wie bspw. eine Pulsdecke. Die Überwachung des Pferdepulses im Training erfolgt deshalb zwar bei vielen Profis, die meisten Hobbyreiter verfügen jedoch nicht über diese Hilfsmittel. Und auch ohne ist es durchaus möglich, den Puls zu messen – allerdings nicht, ohne abzusteigen oder eine zweite Person um Hilfe zu bitten.
Am einfachsten lässt sich der Puls des Pferdes an der Unterseite seines Unterkiefers überprüfen, dort befindet sich die Arterie. Tierärztin Dr. Annette Wyrwoll rät: „Wenn man dort die Finger anlegt und etwas hin und her bewegt, merkt man eine Art fleischigen Strohhalm – da draufbleiben und leicht andrücken.“ Allerdings sollte das geübt sein, um den richtigen Punkt zu finden. Drückt man zu fest, ist der Puls ebenfalls nicht spürbar.
Schnelle Erholung: Fitness-Check für Pferde
Im Ruhemodus sollte der Puls eines Pferdes etwa 30 bis 44 Schläge pro Minute betragen. Während des Galopptrainings kann der Belastungspuls (nur mit Pulsdecke messbar) jedoch durchaus mal bei 150 Schlägen pro Minute liegen, so die Tierärztin.
Nach zehn Minuten im Schritt sollte sich das Pferd allerdings so weit erholt haben, dass der Puls deutlich zurückgegangen ist. Anders formuliert: Je schneller der Puls wieder absinkt, umso fitter das Pferd.
Eine standardisierte Strecke reiten
Für eine dauerhafte, immer wiederkehrende Fitnessüberprüfung ist eine standardisierte Strecke hilfreich. Gemeint ist damit ein auf dem Pferd zurückzulegender Weg im Gelände, dessen Gegebenheiten – also Länge, Steigung, zu überwindende Hindernisse, Schwierigkeiten – dem Reiter genau bekannt sind. Dafür ist es nötig, sich einmalig die Mühe zu machen, eine Strecke zu bestimmen, diese abzumessen und zu begutachten.
Hat man eine standardisierte Strecke für sich und sein Pferd festgelegt, kann diese über Wochen und Monate immer mal wieder geritten und somit überprüft werden, wie gut das Pferd diese Strecke zurücklegt, wie viel Kraft es aufwenden muss, wie erschöpft es im Nachhinein ist und wie schnell es sich erholt.
Wichtig für diese Überprüfung ist das bewusste Reiten. Es ist jedoch nicht notwendig, dass das Pferd auf dieser Strecke an seine körperlichen Grenzen gebracht wird. Die genannten Parameter, dazu sollte jedes Mal auch die benötigte Zeit gemessen werden, können auch ohne totale Erschöpfung Erkenntnisse zur Verbesserung des Fitnesszustandes liefern.
Blutuntersuchung: Rote und weiße Blutkörperchen
Zu einer vollumfänglichen Fitnessüberprüfung des Pferdes gehört auch ein großes Blutbild, sagt Dr. Annette Wyrwoll. Dabei können unter anderem die roten und weißen Blutkörperchen überprüft sowie Daten zu Organwerten, Spurenelementen und Muskulatur gewonnen werden, die allesamt Hinweise auf den Gesundheits- und Fitnesszustand des Pferdes geben können.
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