Haariger Kraftakt: Alte Pferde im Fellwechsel

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Pferd im Fellwechsel

Fellwechsel bedeutet Stress für den Pferdekörper. Die Fütterung von Bierhefe kann helfen. (© www.slawik.com)

Die Tage werden länger, die Sonne hat mehr Kraft und die Pferde hinterlassen ihre Haare an Decken, Jacken und nach dem Putzen auf der Stallgasse. Das dicke Winterfell hat ausgedient, das kürzere Sommerfell kommt zum Vorschein. Aber nicht bei allen Pferden klappt das reibungslos.

Besonders viele ältere Pferde haben beim Fellwechsel Probleme: Während sie schon im Herbst ein weniger langes und dichtes Haarkleid ausgebildet haben, werden sie diese Haare jetzt nur schwer wieder los. Häufig benötigen sie für den Fellwechsel mehr Zeit als ihre jüngeren Artgenossen. Manche verlieren sogar Gewicht, weil die Produktion des neuen Haarkleids sehr viele Nährstoffe erfordert. Junge, gesunde Pferde stecken diese zusätzliche Belastung leicht weg, bei den älteren Tieren aber zehrt sie an den Kräften. Das Immunsystem ist in der Fellwechselphase geschwächt, so sind die Rentner auch anfälliger für Krankheiten.

„Die Probleme bei älteren Pferden kommen daher, dass bei ihnen alle Reproduktionsprozesse verzögert ablaufen. Sie brauchen mehr Zeit um ihr neues Fell aufzubauen“, erklärt Prof. Dr. Kamphues, Leiter des Instituts für Tierernährung an der Tiermedizinischen Hochschule Hannover. Trotzdem gibt es Möglichkeiten, die vierbeinigen Senioren beim Fellwechsel zu unterstützen. Dazu sollte man allerdings wissen, wie sich die Bedürfnisse der Tiere in dieser Phase verändern.

Vitamine unterstützen den Fellwechsel

„Vier Dinge spielen bei der Haarproduktion eine besondere Rolle: Proteine in Form von schwefelhaltigen Aminosäuren, die Spurenelemente Zink, Kupfer und Selen, ungesättigte Fettsäuren und die Vitamine A, E und Biotin. In diesen Bereichen sollte die Versorgung angepasst werden.“, erklärt Prof. Dr. Kamphues.

Aber Achtung: Alte Pferde können nicht mehr alle Nährstoffe optimal aufnehmen, weil sich ihre Stoffwechselprozesse verlangsamen und das Futter so weniger effizient verdaut wird. Der Fachtierarzt empfiehlt: „Ältere Pferde sollten ohne jüngere Futterneider gefüttert werden, damit sie die Chance haben ihre gesamte Ration zu fressen. So ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass möglichst viele Nährstoffe aufgenommen werden.“ Zusätzlich erhält eine ausreichende Versorgung mit Raufutter die Dickdarmflora und fördert so die Nährstoffaufnahme. Um Mangelerscheinungen zu verhindern oder auszugleichen, können Pferdehalter auf verschiedene Futterergänzungsmittel zurückgreifen.

Das richtige ­Zusatzfutter

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Damit kein Zinkmangel entsteht, sollte die individuelle Ration alle Nährstoffe enthalten. (© www.slawik.com)

Leinsamen enthalten viele ungesättigte Fettsäuren, die wichtig für die Haarproduktion sind, aber auch Soja hat Kamphues zufolge positive Eigenschaften. Werden Leinsamen oder Soja als Kuchen gefüttert, empfiehlt er etwa ein Pfund täglich. Bei Leinöl sollte die Dosierung wegen des hohen Energiegehalts deutlich geringer ausfallen. Unverarbeitete Leinsamen sollten auf keinen Fall in großen Portionen verfüttert werden, da sie einen blausäurehaltigen Stoff enthalten.

Außerdem kann Bierhefe ins Futter gegeben werden, da sie wichtige Aminosäuren und viele Vitamine enthält. Den positiven Effekt von Bierhefe belegt auch eine vom Hersteller Leiber GmbH bezahlte Studie. Sie weist nach, dass Bierhefe helfen kann ein glänzendes, kräftiges Fell zu entwickeln und den Gewichtsverlust einzudämmen. Dosiert wird dabei nach dem Gewicht des Pferdes (10 g Bierhefe pro 100 kg Körpergewicht).

Prof. Dr. Kamphues ergänzt: „Auch Rapsprodukte wie Extraktionen oder Rapskuchen sind wegen ihrer schwefelhaltigen Aminosäuren geeignet.“

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Vorsicht geboten bei Jod!

Es gibt aber auch Produkte bei denen der Experte zur Vorsicht rät: „Futtermittel wie Algenmehl sind zurzeit beliebt, aber man sollte sie mit Bedacht verfüttern. Algen haben einen hohen Jodgehalt, der Pferden gefährlich werden kann.“ Auch hier gilt: Die Dosis ist ausschlaggebend. Eine Überversorgung mit Jod würde die Schilddrüse angreifen. Wenn man sich also für ein Algenprodukt entscheidet, sollte der Jodgehalt wissenschaftlich geprüft worden sein und die Algen sollten aus kontrolliertem Anbau stammen, damit sie keine giftigen Stoffe enthalten.

Um die Versorgung mit den Spurenelementen Kupfer, Zink und Selen zu gewährleisten, eignet sich am besten ein Mineralfutter. Ganz wichtig: Eine Rationsberechnung, die Aufschluss darüber gibt, wie viel von welchen Nährstoffen über das Rau- und Kraftfutter dem Pferd bereits zur Verfügung steht. Erst dann kann wirklich gezielt und bedarfsgerecht zugefüttert werden. Insgesamt sollte im ganzen Jahr und nicht nur während des Fellwechsels darauf geachtet werden, dass der Nährstoffbedarf des Seniors gedeckt ist. So kann man Problemen beim Fellwechsel auch langfristig vorbeugen. Allerdings sollte man es dabei mit dem guten Willen nicht übertreiben.

Prof. Dr. Kamphues warnt: „Zu viel des Guten ist immer ein Risiko. Es ist sinnvoll sich an die Empfehlungen der Hersteller zu halten, da sie in der Regel auf wissenschaftlichen Grundlagen beruhen. Wer dauerhaft über den Bedarf füttert, gefährdet die Gesundheit des Pferdes.“

Wenn der Fellwechsel nicht funktioniert

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Beim Equinen Cushing Syndrom sollte auch der Weidegang reguliert werden. (© www.slawik.com)

Probleme beim Fellwechsel sind nicht immer nur eine Alterserscheinung, sondern können auch Symptome eines schlimmeren Leidens sein. Neben Stoffwechselerkrankungen und Mineralmangel kann auch Cushing eine Ursache für Fellwechselschwierigkeiten sein. Sind die Beschwerden beim vierbeinigen Liebling besonders auffällig oder ungewöhnlich, sollte bei Pferden jeden Alters ein Tierarzt um Rat gefragt werden. Ein frühzeitig erkanntes Equine Cushing Syndrom (ECS) kann zwar nicht vollständig geheilt aber erfolgreich behandelt werden.

Symptome für ECS sind u.a. ein wolliges Winterfell, das oft bis in die Sommermonate hinein nur wenig ausdünnt, Gewichtsverluste trotz normalen Fressverhaltens, Hufprobleme und Muskelrückbildungen.

Gut zu wissen: Das Licht entscheidet

Der Fellwechsel bei Pferden richtet sich nur zweitrangig nach  Temperaturveränderungen. Er ist in erster Linie fotoperiodisch gesteuert. Das bedeutet, dass er von der Tageslichtlänge abhängig ist. Werden die Tage zum Herbst wieder kürzer oder im Frühling wieder länger, registriert der Pferdekörper diese Veränderung und bereitet daraufhin den Fellwechsel vor. Es kann auch passieren, dass Pferde bereits im Sommer mit der Ausbildung ihres Winterfells beginnen oder im Winter trotz Frost den kuscheligen Pelz früher als erwartet abwerfen.

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