Hafer steht bei vielen Pferden täglich auf dem Speiseplan und zählt damit zu den beliebtesten Kraftfutterarten. Aber für welche der vielen verschiedenen Hafersorten soll man sich entscheiden? Ist ganzer oder gequetschter Hafer besser verdaulich?
„Der Ausspruch – ihn sticht der Hafer – kommt nicht von ungefähr“, weiß Diplomagraringenieurin Manuela Muth. Im Getreide steckt die meiste Energie. Genauer gesagt die darin enthaltene Stärke liefert die Energie. Stärke kommt in ausreichender Menge in Hafer, Gerste und Mais vor.
Hafer für Pferde – Wissen von Hafer-Anbau bis zur Hafer-Ernte
Menschen nutzen wilden Hafer seit über 3000 Jahren zur Nahrungsmittelproduktion, da Hafer zu den gesündesten und robustesten Getreidearten gehört. Die einjährige Feldfruchtart wächst etwa einen halben bis eineinhalb Meter hoch und wird jedes Jahr neu angepflanzt.
In den Rispen wachsen die kleinen Haferkörner, die später unter anderem als Pferdefutter dienen. Das Rispengewächs ist reich an Fetten und Rohfasern. Hafer hat bessere Proteinwerte und weniger Stärke als andere Getreidearten. Das Korn muss früh gesät werden, um die Hauptwachstumszeit im Frühjahr gut auszunutzen. So kann das Korn auf eine stattliche Größe heranwachsen.
Pferdebetriebe sind die größten Abnehmer für Hafer, brauchen aber Qualität. Das bedeutet: schweres, gesundes, sauberes Korn ohne zu viel Spelzen. 520 Kilogramm auf 1000 Liter sind das untere Mindestgewicht für sinnvolle Pferdefütterung. Alles was leichter ist, taugt nicht.
Das steckt im Hafer – Inhaltsstoffe des kleinen Korns
Die Haferkörner haben es in sich. In den kleinen Keimlingen sind eine große Menge an Vitamin E und Vitamine des B-Komplexes vorhanden. Sie sind reich an ein- und mehrfach ungesättigten Fettsäuren, lebenswichtiger Linolsäure und enthalten dazu noch viele Proteine. Auch Mineralstoffe, insbesondere Phosphor, findet sich im Hafer.
Das wichtigste für die Pferdebesitzer ist die vorhandene Menge an Kohlenhydraten. Ca. 58% der im Hafer enthaltenen Kohlehydrate finden sich in der Stärke und dienen als Energielieferant.
Vom Hafer gestochen – das bewirkt Hafer bei Pferden
Kraftfutter soll Pferden Energie liefern. Im Mehlkörper, der sich im Inneren des Getreidekorns befindet, liegen die dafür zuständigen Bestandteile, hauptsächlich Stärke. Sie kommt in großen Mengen in Mais, Gerste und Hafer vor.
Hafer ist im Gegensatz zu anderen Getreidearten auch als ganzes Korn leicht verdaulich. Leichte Verdaulichkeit bedeutet, dass diese Art von Stärke schnell im Dünndarm aufgeschlossen wird.
Alles, was dort nicht verdaut wird, gelangt in den Dickdarm, wo Stärke Schaden anrichten kann und zu Problemen bei der Verdauung des Pferdes führen kann. Kolik oder andere Erkrankungen können die Folge sein. Um eine höhere Verdaulichkeit im Dünndarm zu erzielen, gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Stärke bereits vor der Futteraufnahme aufzuschließen.
Ganzer, geschroteter oder gequetschter Hafer – die unterschiedliche Verarbeitung von Hafer
Die einfachste Form, Getreide zu bearbeiten, ist das Quetschen. Das Getreide wird dabei von zwei Walzen platt gedrückt, weshalb auch von Walzhafer die Rede ist. Dieser eignet sich besonders gut für Pferde, die beispielsweise Probleme mit dem Gebiss haben.
„Gesunden, erwachsenen Pferden kann man bedenkenlos ganzen Hafer füttern, da durch das Quetschen nur eine geringe Verdaulichkeitssteigerung von ca. drei Prozent erreicht wird“, so Prof. Dr. Dirk Winter von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen (HfWU).
Wichtig: Nach dem Quetschen sinkt die Lagerfähigkeit des Getreides, da die schützende Spelzschicht zerstört ist. Schädliche Organismen wie Schimmelpilze können dann leichter den Mehlkörper angreifen. Wichtig für eine gute Lagerfähigkeit des Getreides ist eine ausreichende Trocknung. Beträgt die Feuchtigkeit im Korn unter 15 Prozent, setzt die sogenannte Keimruhe ein.
Eine weitere mechanische Bearbeitungsmöglichkeit ist das Schroten, wobei das Korn gemahlen wird. Das erhöht die Verdaulichkeit zwar deutlicher als das Quetschen, ist aber nicht zum direkten Füttern an Pferde geeignet. Durch die feine Struktur des Futters kauen die Pferde es zu wenig. Es werden nur geringe Mengen des säurepuffernden Speichels gebildet. Zudem staubt derart behandelter Hafer stark und kann so die Atemwege schädigen. Schroten dient in der Futtermittelproduktion als Vorbereitung zum Pelletieren und somit zur Herstellung von Haferpellets oder haferhaltigen Pellets.
Unterschied von Spelzhafer und Nackthafer
Der Unterschied zwischen Spelz- und Nackthafer ist schon im Namen zu erkennen. Der Spelzhafer hat um das Korn herum einen dicken Spelz. Nackthafer hingegen ist spelzlos und somit „nackt“. Nackthafer hat einen höheren Stärke- und Fettgehalt, dafür einen niedrigeren Rohfasergehalt. Ebenso ist der Lysingehalt beim Nackthafer erhöht. Die Energie des Nackthafers übersteigt die des Spelzhafers meist um 20 bis 30 Prozent.
Schwarzhafer, Grünhafer, oder Goldhafer – gibt’s einen Unterschied?
Von der breiten Masse der angebotenen Sorten erschlagen, steht der Stall/Pferdebesitzer oft vor einem großen Rätsel: Für welche Sorte soll er sich entscheiden? Unterschiedliche Sorten und Farben können dabei oft zur Verwirrung führen.
Wichtig zu wissen ist, dass je nach Sorte die Haferspelze entweder gelb, grün oder schwarz sind. Bei grünen Körnern kann es sein, dass diese noch nicht voll ausgereift sind. Die unterschiedliche Farbe hat jedoch keine Bedeutung für den Nährwert des Hafers, den ein Pferd bekommt, sondern allein dessen Qualität.
Guter Hafer, schlechter Hafer – so testen Sie Hafer auf seine Qualität
So alt wie die Pferdefütterung sind auch die Mythen über guten bzw. schlechten Hafer und damit auch Frage wie: Hätte man die Kolik durch besseren Hafer verhindern können? Ein einfacher Test kann hier helfen: Der Wasserglas-Test gibt Auskunft über die Qualität des Hafers.
Man nimmt ein Wasserglas, befüllt es zu Dreiviertel mit Wasser und gibt eine Handvoll Hafer im ganzen Korn hinzu. Hafer, der an der Wasseroberfläche schwimmt, ist weniger stärkehaltig als der am Boden. Je schwerer, desto besser. Eine trübe Verfärbung kann ein Indikator für Verunreinigungen sein.
Dunkle oder schwarze Flecken können auf Pilzbefall hindeuten. In südlichen Ländern wie z. B. in Spanien oder Südfrankreich wächst viel schwarzer Hafer. Er kommt besser mit dem dortigen trockenen Klima zurecht. Höhere Temperaturen, weniger Feuchtigkeit – Pilze haben es hier schwieriger als in mitteleuropäischem Klima.
In Schweden und Finnland wird ausschließlich Sommerhafer angebaut. Durch die ausgedehnte Tageslänge werden größere und schwerere Körner als bei uns geerntet mit einem enstprechend höheren Stärkeanteil.
So ist Hafer als Pferdefutter am besten verdaulich
Hafer hat bei Pferden eine Verdaulichkeit von etwa 90 Prozent. Hydrothermisch aufbereitete Gerste liegt bei 88 und Mais bei 78 Prozent. Um Entstehungen von Magengeschwüren und Stoffwechselproblemen vorzubeugen, haben sich Experten auf eine Obergrenze an Stärke geeinigt. Man rechnet grob ein Gramm (g) pro Kilogramm Lebendmasse pro Mahlzeit.
Wie hoch der jeweilige Stärkeanteil ist, kann auf dem Etikett des Hafersacks nachgelesen werden. In der Regel hat Hafer für Pferde einen gut verdaulichen Stärkeanteil von ca. 45 Prozent pro Kilogramm. Gerste liegt bei 55 Prozent und im Mais ist der Anteil mit 60 Prozent am höchsten. Bedeutet im Umkehrschluss, dass davon am wenigsten gefüttert werden sollte.
In der Regel wird Pferden kaum noch nur Hafer gefüttert. Gängig ist die Kombination mit Müsli oder Pellets. Solceh Rationen decken den täglichen Bedarf an Kraftfutter des Pferdes ausreichend ab. Gemeinsam mit einer ausreichenden Saft- und Rauffutter Ration ist dies eine ideale Kombination von Pferdefutter.
Hafer – Fütterungsempfehlung für das Pferd
Bis vor ein paar Jahren landete noch massig Kraftfutter im Trog des Pferdes. Heute wird präzise auf die Futterzusammenstellung und die Qualität geachtet. „Zu Recht“, urteilt Manuela Muth. „Viele Krankheiten und Probleme können durch die richtige und individuell notwendige Fütterung vermieden werden.“
Aus diesem Grund gibt es keine Faustregel für die genau Fütterung von Hafer für ein Pferd. Für jedes Pferd muss individuell eine passende Ration zugeschnitten werden. Wichtig ist, dass dem Pferd Rau-, Kraft- und Saftfutter in ausreichender Menge/pro Tag zu Verfügung gestellt wird.
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