Hahnentritt beim Pferd – Wenn die Beine zucken

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Deutlich zu sehen: Das Pferd zieht das rechte Hinterbein weit unter den Bauch. (© Dirk Caremans)

Der Hahnentritt bei Pferden trägt seinen Namen nicht ohne Grund. Es erinnert ein wenig an einen stolzierenden Gockel, wenn das Pferd die Hinterbeine ruckartig unter den Bauch zieht. Die Symptome der Krankheit sind eindeutig erkennbar. Ganz anders sieht es jedoch bei den Ursachen aus.

Als Hahnentritt, auch Zuckfuß genannt, wird eine Krankheit bezeichnet, bei der das Pferd eine deutliche Bewegungsstörung der hinteren Gliedmaßen zeigt. Grundsätzlich wird zwischen dem australischen Hahnentritt, der durch eine Vergiftung verursacht wird, und dem idiopathischen Hahnentritt, dessen Ursachen unklar sind, unterschieden.

Symptome

Beim Hahnentritt zeigt das Pferd eine Bewegungsstörung (Hyperflexion), bei der eines oder beide Hinterbeine unnatürlich weit gebeugt und ruckartig unter den Körper gerissen werden, in schweren Fällen sogar den Bauch berühren. Diese Störung kann plötzlich oder allmählich auftreten und zudem nur zeitweilig oder auch durchgehend zu beobachten sein.

Die Krankheit tritt in den langsamen Gangarten auf.

Es ist allerdings ein Mythos, dass der Hahnentritt nur im Schritt zu beobachten ist, mittlerweile ist er auch häufig im Trab zu sehen

betont Tierärztin Carolin Gerdes von der Pferdeklinik Hochmoor. Laut der Veterinärmedizinerin ist die Krankheit heutzutage recht selten: „In unserer Klinikpopulation kann man mit ein bis zwei Pferden pro Jahr rechnen. Die Kollegen in der Außenpraxis sehen eventuell häufiger Pferde mit Hahnentritt.“ Meist handele es sich bei ihren Patienten zudem um Pferde mit einem idiopathischen Hahnentritt – wobei die australische Form vermutlich in anderen Ländern häufiger zu beobachten sei.

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Eine traumatische Verletzung kann ein Auslöser für einen Hahnentritt beim Pferd sein. (© www.slawik.com)

Der Schweregrad der Erkrankung reicht von leichten Ganganomalien in Stresssituationen oder beim Rückwärtstreten über starke Hyperflexionen mit Berührung des Unterbauches bis hin zur vollständigen Bewegungsunfähigkeit.

Ursachen

Bei einem Hahnentritt ist es laut Gerdes vor allem wichtig, zunächst die klinischen Symptome einzuordnen. Manchmal können kürzlich aufgetretene, traumatische Verletzungen an den Gliedmaßen der Auslöser für die Erkrankung sein. In anderen Fällen sind es stark schmerzhafte Prozesse an den Hinterbeinen, wie etwa ein Hufgeschwür, oder gar eine Vergiftung die einen Hahnentritt hervorrufen.

Ob die eigentliche Ursache eine Verklebung der Strecksehne oder Verletzungen an den sensorischen Nervenenden sind, ist bisher aber nicht geklärt. „Der seitliche Streckmuskel liegt außen am Sprunggelenk. Ein externes Trauma kann daher leicht zu Verklebungen führen“, erklärt die Tierärztin.

DER AUSTRALISCHE HAHNENTRITT

Als Ursache für den australischen Hahnentritt (plant-associated stringhalt) gilt eine Vergiftung, die durch das Fressen einer Pflanze ausgelöst wird. Meist wird das Gemeine Ferkelkraut (auch: „falscher Löwenzahn“) als Auslöser genannt. Das Pferd nimmt die Pflanzen auf der Weide oder auch über das Heu auf. Oft tritt der australische Hahnentritt daher bei mehreren Pferden gleichzeitig auf, erkrankte Tiere zeigen zudem nicht selten auch eine Kehlkopflähmung.

„Es ist allerdings noch nicht vollständig geklärt, ob nur die Pfanze selbst das Gift enthält oder auch ein Pilzbefall der Pflanze die Symptome verursacht“, erläutert Gerdes. Ihren Namen trägt diese Form der Krankheit, weil sie zunächst vor allem in Australien zu beobachten war. Mittlerweile sind aber auch weltweit Fälle dokumentiert.

Typisch für den australischen Hahnentritt ist, dass beide Hinterbeine von der Bewegungsstörung betroffen sind. Die Ausprägung der Hyperflexion ist unterschiedlich stark, die Symptome können zudem von Pferd zu Pferd stark variieren.

Bei der Behandlung des australischen Hahnentritts gilt es vor allem, erkrankte Pferde von der Pflanze fernzuhalten. Die meisten Tiere zeigen anschließend eine Verbesserung der Symptome. Auch eine vollständige Heilung ist möglich.

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Kann eine Vergiftung hervorrufen: das Gemeine Ferkelkraut (Hypochaeris radicata). (© Adobe Stock)

Hahnentritt beim Pferd behandeln

Inzwischen werden die unterschiedlichsten Behandlungsmöglichkeiten für den Hahnentritt diskutiert. Viele Tierärzte greifen unter anderem auf das krampflösende Mittel Phenytoin, auf Thiamin (Vitamin B) oder Botox-Injektionen zurück. Manche Pferde springen auf diese Therapie an, andere nicht. Auch Carolin Gerdes bestätigt:

Alle vorgeschlagenen Behandlungsmöglichkeiten lassen sich nicht generalisieren, sondern müssen individuell auf den jeweiligen Fall abgestimmt werden.

Am wichtigsten ist tatsächlich, wenn möglich, die genaue Ursachenforschung.“ Daher beschreibt die Tierärztin ihre Vorgehensweise bei der Behandlung eines (idiopathischen) Hahnentritts auch als eher konservativ: „Ich versuche so gut wie möglich die Ursachen zu bestimmen und entsprechend zu therapieren. Wenn beispielsweise ein Trauma der Strecksehne vorliegt, behandle ich dieses. Wenn das Pferd einen schmerzhaften Prozess, wie ein Hufgeschwür hat, ist mit einem Abklingen der Hahnentritt-Symptomatik nach Heilung des Hufgeschwürs zu rechnen.“

Zu der erfolgreichen Behandlung eines Hahnentritts gehöre es, das Pferd in einer guten Kondition zu halten und die richtige Muskulatur aufzubauen. „Man kann zwar nicht die den Hahnentritt hervorrufende Neuropathie direkt behandeln, aber es ist wichtig, ein Maximum an unterstützenden Behandlungen durchzuführen. Das Pferd in Form zu halten, ist daher essenziell.“

Auch besteht die Möglichkeit eines chirurgischen Eingriffes der zu einer Verringerung der Symptomatik führen kann, der Erfolg ist allerdings nicht garantiert.

Homöopathie

Die Behandlung eines Hahnentritts beim Pferd kann nach Absprache mit dem Tierarzt auch durch Homöopathie unterstützt werden. Allerdings gibt es derzeit keine aussagekräftigen Studien zur Wirksamkeit von Homöopathie beim Hahnentritt.

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Viel Bewegung verbessert oft die Symptome des Pferdes. (© www.slawik.com)

Heilungschancen: Pferd mit Hahnentritt wieder reiten?

Die Heilungschancen eines Hahnentritts beim Pferd sind abhängig von der Art der Erkrankung. Der australische Hahnentritt liegt einer Vergiftung zugrunde. Er kann jedoch bei richtiger Therapie deutlich verbessert oder vollständig geheilt werden. Im Gegensatz dazu ist eine Heilung beim idiopathischen Hahnentritt unwahrscheinlich schwieriger. Denn meistens handelt es sich dabei um die Folge eines Traumas.

Generell spricht jedoch nichts dagegen, ein Pferd mit Hahnentritt weiterhin zu bewegen und auch zu reiten. Allerdings kommt es dabei ganz auf die individuelle Verfassung des Pferdes und den Schweregrad der Erkrankung an.

Hahnentritt beim Pferd: Nie wieder zum Turnier?

Die Prognose der Tierärztin Carolin Gerdes für Pferde mit einem idiopathischen Hahnentritt fällt eher vorsichtig aus: „Eine sportliche Nutzung, gerade in der Dressur, ist oft schwierig. Zeigen Pferde aber nur im Schritt Symptome, können sie durchaus noch im Springen eingesetzt werden, denn der Hahnentritt verursacht keine Schmerzen.“men’s jordan 1 release date | jordan 1 mid black and white release date

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  1. Layla Schilling

    Wenn so ein Pferd wirklich will hat es auch ganz schön Kraft. Ich bin auf dem Dorf aufgewachsen und weiß, wie viel Respekt man diesen wunderschönen Tieren gegenüber bringen muss. So ein Schlag kann auch mal schnell an den Kopf gehen, wenn man gerade dabei ist die Flanken zu säubern oder hinter dem Pferd sauber macht. Das ist damals einem alten Reitlehrer bei uns passiert, als ich noch ein Kind war. Genicktritt und tot. Das Pferd war einfach unruhig und hat aus Reflex gehandelt. Aber so schnell kann es manchmal gehen wenn man nicht aufpasst. Viele Dinge aus dem Artikel wusste ich übrigens noch gar nicht, sehr interessant geschrieben.

  2. Reinhilde Halbritter

    Der Artikel ist sehr interessant und ich hätte mir gewünscht, dass bessere Heilungschancen bei Hahnentritt bestehen. Ich wollte demnächst ein Pferd mit diesen Symptomen kaufen und behandeln lassen. Ich glaube, ich muß mir das nochmal gut überlegen. Ich denke bei diesem Pferd liegt die Erkrankung auch an einem Trauma, da die Stute eine große Verletzung an der linken Hinterhand hatte.

  3. Karsten

    Hey, schöner Artikel!

    Letztens las ich eine Studie bzgl des Borna Virus, die stellte fest, dass ca. 60% aller Pferde davon betroffen sind. Gibt’s solche Zahlen auch zum Hahnentritt?

    Ansonsten echt guter Artikel! Macht weiter so und bleibt gesund!
    LG

    • Uli

      Hallo Karsten,
      ich denke, da verwechseln Sie was. Sofern sich ein Pferd mit Borna infiziert, ist das m.W. immer tödlich. Habe selbst vor vielen Jahren zwei Pferde deshalb verloren. Überträger ist eine bestimmte Mäuseart.
      Meinten Sie ggf. Herpes, nicht Borna.
      VG

  4. Bea

    Borna ist auf keinen Fall so tödlich.
    Leider hatte die Presse nur diese tödlichen Fälle aufgegriffen, so dass dieser Eindruck entstanden ist.
    Prof Ludwig, ehemals Berlin, hatte sich damit befasst. So wurde derzeit festgehalten, dass um die 60% der Pferde dieses Virus in sich tragen. Aber die wenigsten ein tödliches Problem damit bekommen.
    Es ist aber wohl generell schwierig zuzuordnen, ob Borna, Herpes oder Borreliose ein Problem verurachen. Eine Feststellung, dass Antikörper da sind, wenn der Test aussagefähig ist, dann heißt es auch nur, da war ein Kontakt.
    Aber nicht, ob ein akutes Problem damit zusammenhängt.
    Zudem es immer weiter die Fachleute gibt, die sagen, es gäbe keine Borreliose und kein Borna beim Pferd…


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