Das Prinzip des Hufschuhs ist bereits einige Jahrtausende alt und nach wie vor ein großes Thema. Immer vorausgesetzt, die Passform stimmt.
Bereits im alten Ägypten und der Antike wurden schon Hufschuhe, sogenannte „Hipposandalen“ genutzt, um die Hufe der Pferde über längere und unwegsame Strecken zu schonen.
Während diese meist aus Bast und reinem Leder bestehend, hohem Verschleiß ausgesetzt waren, wurden in der Antike bereits Konstruktionen aus ledergeschnürten Eisen-/Bronze-Hufschuhen verwendet.
Heute haben sich die Hufschuhe deutlich weiterentwickelt: unzählige Hersteller, Modelle, Materialien und Passformen sind auf dem Markt und bieten für so gut wie für jeden Huf eine passende Variante – Doch worauf kommt es an?
Hufschuhe ein temporärer Schutz
Hufschuhe sind als kurzfristiger Schutz für den Pferdehuf gedacht. Sie werden nur nach Bedarf angezogen, so dass das Pferd die meiste Zeit über barhuf laufen kann.
Also kommen sie entweder in der Übergangsphase vom Hufeisen zum Barhuf, während einer Beschlagspause im Winter oder bei Ausritten auf Asphalt und Schotter zum Einsatz. Barhuf laufende Pferde, die vorher beschlagen waren, bewegen sich vor allem in der Anfangsphase sehr oft fühlig und können mit dem gezielten Einsatz von Hufschuhen an schlechtere Wegstrecken gewöhnt werden.
Bei längeren Touren, empfindlichen Pferden oder matschigen Untergründen besteht allerdings die Gefahr von Scheuerstellen und bei Schnee oder glitschigen Böden kann es sein, dass Hufschuhe ohne griffiges Profil oder Spikes rutschen.
„Es kann zwar jedes Pferd barhuf laufen, aber nicht unbedingt über längere Zeit oder bei regelmäßigem Einsatz, da die Anforderungen an den Huf zu hoch wären,“ erklärt Manuela Volk, die lange Zeit als Hufpflegerin und -technikerin, sowie Hufschuh-Expertin regelmäßig verschiedene Hufschuhe intensiv getestet hat.
Auch bei Kutschfahrten oder im Distanzsport ist ein grundsätzlicher Hufschutz meistens zu empfehlen.
Wichtig: Die Hufschuhe innen immer sauber halten, um Scheuerstellen zu vermeiden.
Wichtig: Hufschuhe anpassen!
Grundvoraussetzung ist immer: Genau wie Schuhe beim Menschen müssen die Pferdeschuhe exakt passen. „Handling für den Reiter, das Laufverhalten des Pferdes und die Passform des Schuhes sind die wichtigsten Kriterien, die bei der Anpassung beachtet werden müssen“, so Manuela Volk. „Außerdem werden Hufschuhe immer am frisch bearbeiteten Huf angepasst!“ Ansonsten kann es vorkommen, dass sie nach der Bearbeitung nicht mehr exakt sitzen.
Huf ist nicht gleich Huf, denn es unterscheiden sich nicht nur die Formen von Vorder- und Hinterhuf, sondern auch individuell von Pferd zu Pferd. So kommen durchaus nicht nur runde und ovale Hufe vor, sondern auch enge und breite Formen und unterschiedliche Abweichungen von der Norm. Natürlich lassen sich die Grundmaße von Länge und Breite des Hufs recht einfach messen oder als Schablone abpausen, aber es ist in den meisten Fällen ratsamer einen Experten hinzuzuziehen.
Der Huf verändert sich
„Durch die Umstellung von Hufbeschlag auf Barhuf verändern sich oftmals die Hufe.“ erzählt Manuela Volk. Je nach Hufwachstum dauert es etwa zwei bis drei Monate, bis die Nagellöcher vom Hufeisenbeschlag herausgewachsen sind. Die Kompletterneuerung der Hufe kann – bei einem Hufwachstum von acht bis zehn Millimetern im Monat – sogar ein Jahr dauern.
Lässt man diese Faktoren außer Acht und bemerkt Passformveränderungen nicht, kann es passieren, dass man bei einem rasanten Ritt oder in unwegsamen Gelände eines der teuren Hufschuh-Exemplare verliert.
Bei zu engen oder falsch angepassten Hufschuhen, können schnell Scheuer- und Druckstellen entstehen. Im schlimmsten Fall können unpassende Hufschuhe zu einem Sturz von Pferd und Reiter führen!
Wenn die Hufschuhe aber hundertprozentig sitzen, kommen die Pferde erfahrungsgemäß sehr gut mit der Umstellung zurecht.
Eingewöhnung und Einlaufen der neuen Hufschuhe
„Manche Hufschuh-Modelle bedürfen allerdings einer Eingewöhnungszeit“, berichtet Manuela Volk. Dazu gehörten vor allem oft Modelle, bei denen „diese Schuhe entweder an Weichhornteilen des Hufes gehalten werden oder oberhalb des Kronenrandes.“ Manchmal führen ungewohnte Hufschuhe zu Anfang bei den ersten Schritten zu einem Gangbild wie beim „Storch im Salat“.
Grundsätzlich sollten Hufschuhe bei idealer Passform den natürlichen Bewegungsablauf des Pferdes nicht beeinflussen. Hier sind insbesondere das Gefühl und die Augen von Reiter und Trainer gefragt.
Vielzahl von Modellen
Es gibt nicht „das“ ultimative Hufschuh-Modell für alle Pferde. Dessen sollte man sich zu Beginn der Suche bewusst sein. Hufschuhe gibt es mittlerweile in allen erdenklichen Formen und Größen, zum Beispiel von Old Mac, Turf King oder Easyboot die jeweils unterschiedliche Passformen haben. Auch die Renegade Hufschuhe oder der Dallmer Clog sind verbreitet und spätestens mit einem weiteren Hufschuh von Marquis ist dann die Auswahlpalette schon so groß, dass ein Hufschuh-Experte hilfreich ist, um durch den Dschungel der Hufschuh-Modelle zu finden. Schließlich geht es darum, genau das Modell zu finden, das für das jeweilige Pferd passt.
Hufschuhe mit Spikes und Stollen
Neben der individuellen Hufform sind bei der Auswahl zu beachten, in welchem Gelände die Hufschuhe eingesetzt werden sollen, damit die richtige Profilstärke ermittelt werden kann und ob es vielleicht sogar Hufschuhe mit Spikes oder Stollen sein sollen. Auf schlammigem oder rutschigem Untergrund, sowie natürlich bei Schnee und Eis ist ein guter Gripp unerlässlich.
Kontrolle und Pflege nach dem Kauf
Nach dem Kauf von Hufschuhen sollten diese immer regelmäßig auf ihre korrekte Passform hin überprüft werden. Auffällig sei es, wenn sich die Hufschuhe plötzlich beginnen zu drehen oder leichter an und ausziehen lassen als gewöhnlich, warnt die Expertin.
In diesen Fällen sei eine fachkundige Passformkontrolle und eventuell eine Veränderung notwendig. Auch das Profil des Hufschuhs muss je nach Material und Abnutzung regelmäßig erneuert werden, wofür es zur Reparatur extra Sohlen gibt.
Wenn man sich Hufschuhe kaufen möchte, ist es durchaus vorteilhaft sich von einem Fachmann beraten zu lassen, um die richtigen Hufschuhe zu finden.
Die Kostenfrage
Hufschuhe sind in der Anschaffung deutlich teurer als ein klassischer Hufbeschlag (meistens liegen die Modelle etwa zwischen 200 und 400 Euro für vier Hufschuhe). Dafür halten sie aber meistens wesentlich länger, während der Beschlag alle 6 bis 8 Wochen erneuert werden muss.
Wer sich weitergehend zum Thema Hufschuh informieren möchte kann das zum Beispiel mit dem Buch „Der Weg zum gesunden Huf – Gesund und leistungsfähig durch nagellosen Hufschutz“. Das Buch ist im FN-Verlag hier erhältlich.
Hufschuheinsatz zu medizinischen Zwecken
Bei bestimmten Krankheiten oder Verletzungen kann es sinnvoll sein, eine Zeit lang auf Hufschuhe umzusteigen, empfiehlt Theo Rüspeler, damit sich die Hufe und Gelenke erholen können.
Beispielsweise kann man, wenn es nötig ist, auch einen Hufschuh therapeutisch so verwenden, dass er zeitweilig einen orthopädischen Hufbeschlag ersetzt.
„Hufschuhe, in der Regel mit geschlossener Sohle, sind bestens für therapeutische Zwecke geeignet. Durch das Einlegen von handelsüblichen Einlegekeilen und stoßdämpfenden Einlagen kann sogar eine Hufwinkelverstellung erreicht werden.“ Diese Veränderung der Gliedmaßenstellung, die bei bestimmten Huf-, Gelenks- oder Sehnenerkrankungen zur Entlastung öfter zum Einsatz kommt, erreicht man sonst nur mit einem Spezialbeschlag.
Rüspeler sieht in der therapeutischen Verwendung von Hufschuhen noch zwei weitere, entscheidende Vorteile: „Teures Verbandsmaterial kann eingespart werden und ein Anguss in einem geschlossenen Hufschuh ist einfach durchzuführen.“
Stärkung für den Huf
Nach der Erfahrung von Theo Rüspeler ist der Huf durch den Hufschuh nicht nur optimal geschützt, sondern wird dazu auch gestärkt. Denn: „wenn der Hufschuh eine gute Passform hat, wird die Hufsohle des Pferdes wie beim Barhuflaufen durch ständigen Kontakt dauerhaft gefestigt.“
Mit Hufschuhen wird zudem der Strahl seiner natürlichen Pump-Funktion im Hufmechanismus nicht beraubt und die Sohle bestens gegen Quetschungen, Prellungen und das Eindringen von Fremdkörpern geschützt. Auch Hufschuh-Expertin Manuela Volk hat bei der Verwendung von Hufschuhen die Erfahrung gemacht, dass oft deutlich weniger Hufkrankheiten auftreten: „Der Hufmechanismus bleibt ebenso erhalten wie der Tastsinn, was zur Hufgesundheit beiträgt und Sehnen, Bänder und Gelenke schont. Zudem hat man keine Nägel im Huf, die Hornstruktur wird nicht beeinträchtigt und es können keine Bakterien durch Löcher eindringen.“
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