Viele Pferde sind zu dick – weil sie zu viel gefüttert und zu wenig bewegt werden. Übergewicht ist ein ernstes Problem, denn es zieht schlimme Krankheiten wie zum Beispiel EMS nach sich.
Eine Schippe Kraftfutter dreimal am Tag sowie Heu zur freien Verfügung – für Hochleistungssportler mag das genau richtig sein. Doch für die meisten Pferde, die täglich nur eine Stunde geritten werden, ist das viel zu viel. Das überschüssige Futter führt zu Übergewicht beim Pferd, was wiederum Stoffwechselstörungen, Gelenkprobleme und eine verringerte Leistungsfähigkeit zur Folge haben kann.
Doch nicht nur die Futtermenge spielt eine Rolle, sondern auch genetische Faktoren. Bestimmte Ponyrassen wie Exmoor, Shetland oder Dartmoor Pony sind von Natur aus gute Futterverwerter und neigen besonders stark zu Übergewicht. Auch Haflinger vom alten Typ zählen dazu. Um das Gewicht eines Pferdes gesund zu regulieren, sind eine angepasste Fütterung und regelmäßige Bewegung entscheidend. Eine Futteranalyse hilft dabei, den Energiegehalt von Heu und Kraftfutter mit dem tatsächlichen Bedarf des Pferdes abzugleichen. Darüber hinaus gibt es weitere wichtige Maßnahmen, die beim Abnehmen unterstützen.
1. Ist mein Pferd zu dick?
Ob ein Pferd zu dick ist, lässt sich am besten mit dem Body Condition Score (BCS) feststellen. Dabei werden die sicht- und fühlbaren Fettdepots am Mähnenkamm, an der Schulter, der Kruppe und am Schweifansatz beurteilt. Sportpferde sollten idealerweise einen BCS von fünf haben. Dressurpferde können auch einen Wert von sechs haben, wobei sie dadurch kompakter wirken. Ein BCS von sieben oder höher gilt jedoch als zu viel und sollte vermieden werden.
2. Ist es krank? Übergewicht beim Pferd
Übergewicht kann zu Stoffwechselkrankheiten wie dem Equinen Metabolischen Syndrom (EMS) führen, das sich durch Fettleibigkeit, Insulinresistenz und Hufrehe äußert. Betroffene Pferde nehmen oft trotz reduzierter Fütterung weiter zu, da der Körper Fett einlagert und Muskelmasse abbaut. In manchen Fällen kommt es sogar zu einem Wechsel zwischen extremem Übergewicht und rapide abfallendem Gewicht.
Um EMS in den Griff zu bekommen, ist eine kontrollierte Gewichtsreduktion nötig. Vor allem ein verbesserter Zuckerstoffwechsel durch ausreichend Bewegung und eingeschränkten Weidegang kann helfen. Pferde, die Anzeichen von EMS zeigen, sollten in jedem Fall von einem Tierarzt untersucht werden, um eine genaue Diagnose zu stellen und eine individuell angepasste Therapie zu entwickeln.
3. Wie viel muss das Pferd leisten?
Der tägliche Energiebedarf eines Pferdes hängt von seiner Aktivität ab. Ein etwa 600 Kilogramm schweres Pferd benötigt im Ruhezustand etwa 63 Megajoule (MJ) umsetzbare Energie pro Tag. Leichte Arbeit, wie eine Stunde tägliches Reiten in Schritt, Trab und Galopp, erhöht den Bedarf auf etwa 64 bis 79 MJ. Mittlere Arbeit, etwa mit zusätzlichem Springtraining, erfordert zwischen 80 und 95 MJ. Pferde, die regelmäßig schwere Arbeit leisten, benötigen bis zu 126 MJ täglich.
Zum Vergleich: Ein Kilogramm Wiesenheu enthält etwa sechs MJ, während ein Kilogramm Hafer elf MJ liefert. Für ein Springpferd mit mittlerer Arbeit liegt die tägliche Ration beispielsweise bei zwei Kilogramm Müsli, einem Kilogramm Hafer, drei Kilogramm Weidegras und zehn Kilogramm Heu.
Spitzensportler mit hoher Galopplast verbrauchen bis zu doppelt so viel Energie wie Pferde, die nur leicht gearbeitet werden. Da Galopp eine der energieintensivsten Gangarten ist, sollte ein Trainingsplan behutsam gesteigert werden, um Überbelastungen zu vermeiden.
4. Zielgewicht festlegen: Tierarzt kann helfen
Bevor eine Diät beginnt, sollte festgelegt werden, wie viel Gewicht das Pferd verlieren soll. Das Zielgewicht bestimmt, wie viel Futter reduziert wird und welche Mengen an Vitaminen und Mineralstoffen nötig sind. Tierärzte oder erfahrene Futterberater können helfen, das optimale Gewicht für ein Pferd einzuschätzen. Besonders Ponys, die zu einer Fettleber neigen, müssen langsam abnehmen, da zu schnelles Abspecken gesundheitliche Risiken birgt.
5. Kalorienbombe Kraftfutter: Übergewicht beim Pferd
Kraftfutter liefert viel Energie, die ungenutzt als Fett gespeichert wird. Pferde, die nicht im Hochleistungssport eingesetzt werden, kommen meist mit einer Fütterung aus Heu und Gras aus. Bei Ponys muss eine Reduktion des Futters besonders vorsichtig erfolgen, da sie anfällig für Hyperlipämie sind – eine Entgleisung des Fettstoffwechsels, bei der der Körper plötzlich große Mengen Fettsäuren freisetzt, die die Leber belasten.
Um das Futter sanft umzustellen, können kleine Mengen aufgeweichte Cobs oder Briketts aus Trockengrün helfen. Proteinreiche Futtermittel fördern den Muskelaufbau, sollten aber nur in Maßen gefüttert werden. Auf Öl sollte gänzlich verzichtet werden, da es zu viel Energie liefert.
6. Die richtige Menge an Heu und Stroh

Beispielration
für zum Abnehmen
ein 650 kg schweres
Pferd, das nur noch
600 kg wiegen soll:
5 kg Heu, 4 kg Stroh,
Mineralfutter
Grobfutter ist essenziell für die Zahngesundheit, den Darm und die Psyche des Pferdes. In der Natur verbringen Pferde bis zu zwölf Stunden mit der Nahrungsaufnahme. Ein 600-Kilogramm-Pferd benötigt etwa neun bis zwölf Kilogramm Heu pro Tag. Übergewichtige Pferde profitieren von energieärmerem, später geschnittenem Heu. Wer den genauen Nährstoffgehalt wissen möchte, kann eine Heuanalyse durchführen lassen.
Zum Abspecken kann Heu mit Stroh gemischt werden. Ein Beispiel ist eine Ration von fünf Kilogramm Heu und vier Kilogramm Stroh. Wichtig ist, dass das Pferd nicht mehr als ein Kilogramm Stroh pro 100 Kilogramm Körpergewicht erhält, da sonst Verstopfungen drohen.
7. Übergewicht beim Pferd: Vitamine und Co. anpassen
Zusatzfutter mit Vitaminen und Mineralstoffen sollte weiterhin gegeben werden, doch die genaue Menge hängt von der gesamten Fütterung ab. Der Bedarf variiert je nach Heuqualität, Kraftfuttermenge und individuellen Faktoren des Pferdes. Da der Mineralstoffgehalt von Heu stark von Bodenbeschaffenheit und Düngung abhängt, sollte das Heu idealerweise analysiert werden. Untersuchungsanstalten wie die LUFA bieten Tests an, um zu ermitteln, ob Ergänzungen nötig sind.
Besonders der Bedarf an Elektrolyten wie Natrium und Chlorid sollte berücksichtigt werden. Ein einfacher Salzleckstein ohne weitere Zusätze reicht in den meisten Fällen aus. Weidepferde können alternativ spezielle Leckmassen erhalten. Pferde, die abspecken müssen oder empfindlich auf hohe Grobfuttermengen reagieren, sollten unter Umständen auf Stroh verzichten, um Verdauungsprobleme zu vermeiden. In Ausnahmefällen können Trockenschnitzel oder probiotische Hefen helfen, die Darmfunktion zu unterstützen.
8. So viel Bewegung wie möglich
Fettdepots lassen sich nur durch Bewegung abbauen. Gleichzeitig verbessert Training die Insulinreaktion und hilft, Stoffwechselstörungen vorzubeugen. Selbst regelmäßiges Schrittführen kann bereits einen positiven Effekt haben. Lange Schrittphasen im Gelände sind dabei effektiver als intensiver Galopp in der Halle, da bei übergewichtigen Pferden die Gelenke und Sehnen stark belastet werden. Ist das Pferd zu dick zum Reiten, kann es als Handpferd mitgenommen werden.
9. Weidegang? Übergewicht beim Pferd
Gras kann für übergewichtige Pferde problematisch sein, da es den Stoffwechsel belastet und Hufrehe auslösen kann. Besonders Fruktane, die in frischem Gras enthalten sind, können in kleinen Mengen bereits gesundheitliche Probleme verursachen. Pferde mit Hufrehe sollten daher nur eingeschränkten oder gar keinen Weidegang haben.
Begrenzte Weidezeiten können helfen, doch Ponys neigen dazu, in kurzer Zeit große Mengen Gras aufzunehmen. Wer sichergehen will, sollte sich mit dem Stallbesitzer beraten und prüfen, welche Weiden geeignet sind. Entgegen der Annahme sind ungedüngte Weiden nicht „mager“, sondern enthalten oft mehr Zucker als gedüngte Flächen. Zuckerarme Gräser wie Knaulgras oder Wiesen- und Rotschwingel sind die bessere Wahl für übergewichtige Pferde.
10. Abnehmerfolg prüfen
Ob das Pferd wirklich abnimmt, lässt sich durch eine Kombination aus Gewichtskontrolle und Body Condition Score feststellen. Muskeln wiegen mehr als Fett, weshalb die Waage nicht immer sofort Erfolge zeigt. Eine regelmäßige Überprüfung hilft, den Fortschritt zu dokumentieren und das Fütterungs- sowie Trainingskonzept bei Bedarf anzupassen.
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