Eine gestörte Verarbeitung von Insulin beim Pferd ist ein bekanntes Risiko für das Equine Metabolische Syndrom (EMS) und damit für Hufrehe. Bisher wurde eine Insulin-Dysregulation hauptsächlich mit übergewichtigen Pferden in Verbindung gebracht. Jetzt deckt eine neue Studie auf, dass auch schlanke Pferde betroffen sein können.
Bei einer Insulin-Dysregulation ist der Pferde-Körper unfähig, den Insulinspiegel effektiv zu regulieren. Insulin ist ein Hormon. Es sorgt dafür, dass Zucker aus dem Blut in die Zellen transportiert wird. Bei einer Insulin-Dysregulation bleibt der Insulinspiegel nach dem Fressen zu lange erhöht oder der Körper reagiert nicht richtig auf das ausgeschüttete Insulin. Dies führt zu einer schlechten Kontrolle des Blutzuckerspiegels und erhöht das Risiko für Hufrehe.
Bisher hat man angenommen, dass Insulin-Dysregulation in erster Linie übergewichtige Pferde betrifft. Insbesondere Ponys und kräftigere Rassen. Doch aktuelle Forschungsergebnisse legen nahe, dass auch Pferde ohne offensichtliches Übergewicht gefährdet sein können.
Pferde mit gutem Body Condition Score untersucht
Die Studie „Prevalence of insulin dysregulation in the non-obese stock-type horse and relationship with morphometric neck measurements“ konzentrierte sich auf 62 nicht-übergewichtige Pferde vom sogenannten Stocktyp. Das sind Arbeitsrassen wie Quarter Horses und Appaloosas. Der Body Condition Score (BCS) lag bei den teilnehmenden Pferde bei einem guten Wert von 5 auf einer Skala von 1 bis 9. Ziel der Studie war es herauszufinden, wie häufig eine Insulin-Dysregulation beim Pferd bei schlanken Tieren vorkommt. Zusätzlich haben die Wissenschaftler untersucht, ob der Halsumfang dieser Tiere Rückschlüsse auf ein potenzielles Risiko zulässt.
Wie wurde auf Insulin-Dysregulation beim Pferd getestet?
Zur Diagnose von Insulin-Dysregulation setzten die Forscher einen Oral Sugar Test (OST) ein. Bei diesem Test bekommen die Pferde eine kleine Menge Maissirup – vor und nach dem Verzehr misst man den Insulin- und Blutzuckerspiegel. Ein Insulinwert von über 45 µIU/mL nach 60 Minuten galt als Zeichen für eine Insulin-Dysregulation. Zusätzlich zu diesem Test maßen die Forscher den Halsumfang der Pferde an verschiedenen Punkten (bei 25%, 50% und 75% der Halslänge), um herauszufinden, ob das Fett im Halsbereich mit einer Insulinresistenz beim Pferd in Verbindung steht.
Knapp 5 Prozent der Pferde hatten eine Insulin-Dysregulation
Von den 62 getesteten Pferden wiesen drei eine Insulin-Dysregulation auf, was einem Anteil von 4,8 Prozent entspricht. Auch wenn dieser Prozentsatz niedrig erscheint, ist es eine bedeutende Entdeckung. Bisher gingen viele Pferdebesitzer und Tierärzte davon aus, dass schlanke Pferde kaum Gefahr laufen, an einer Insulin-Dysregulation zu erkranken. Diese Studie zeigt jedoch, dass auch nicht-übergewichtige Pferde ein Risiko für Insulin-Dysregulation aufweisen können und dementsprechend überwacht werden sollten.
Ein weiteres interessantes Ergebnis der Studie war, dass Stuten höhere Insulinwerte hatten als Wallache. Das könnte auf geschlechtsspezifische Unterschiede in der Insulinregulation hinweisen.
Der Halsumfang und Insulin-Dysregulation: Was ist der Zusammenhang?
Die Forscher wollten herausfinden, ob das Fett im Halsbereich eines Pferdes Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für Insulinresistenz beim Pferd liefern kann. Dazu maßen sie den Halsumfang und die Höhe des Halskamms. Die Ergebnisse zeigten jedoch nur eine schwache Korrelation zwischen diesen Messwerten und den Insulinwerten nach dem Oral Sugar Test. Dies bedeutet, dass ein dicker Hals nicht zwangsläufig ein Zeichen für Insulinprobleme ist.
Diese Erkenntnis widerspricht der gängigen Meinung, dass Pferde mit auffälligem Fettansatz am Hals automatisch ein höheres Risiko für Insulin-Dysregulation haben. Pferdehalter sollten daher nicht allein auf den Halsumfang als Indikator vertrauen, sondern regelmäßige Tests in Betracht ziehen, um die Insulingesundheit ihrer Pferde zu überprüfen.
Problem rechtzeitig erkennen
Pferdehalter und Tierärzte müssen die Möglichkeit von Insulin-Dysregulation auch bei normalgewichtigen Tieren in Betracht ziehen. Eine regelmäßige Überprüfung des Insulinspiegels durch Tests wie den Oral Sugar Test kann dazu beitragen, Insulin-Dysregulation frühzeitig zu erkennen und das Risiko von Hufrehe zu verringern.
0 Kommentare
Schreibe einen Kommentar