Pferde sind so intelligent, dass sie strategisch planen können

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Wie intelligent sind Pferde? Eine neue Studie deckt Interessantes auf. (© www.slawik.com)

Ein weiteren Hinweis, wie intelligent Pferde in Wirklichkeit sind, hat eine neue Studie der Nottingham Trent University geliefert. Die Tiere können sogar vorausplanen und ihre Strategie ändern, wenn es sich für sie lohnt.

Um das Wohlergehen von Pferden zu verbessern, führen Wissenschaftler immer wieder Tests durch, mit denen sie herausfinden möchten, wie Pferde denken. Daraus lässt sich auch ableiten, wie Pferde am besten lernen. Was für den täglichen Umgang und das Training sehr nützlich ist. Englische Wissenschaftler haben in einem Versuch herausgefunden, dass Pferde so intelligent sind, dass sie strategisch denken können. Außerdem halten sie sich nicht immer an die Regeln – aber nicht etwa, weil sie diese nicht verstehen, sondern weil es sich für sie nicht lohnt.

Mit Belohnungsspiel testen, wie intelligent Pferde sind

An dem Test der Studie nahmen 20 Pferde teil, mit denen die Forscher ein Belohnungsspiel durchführten. Als erstes sollte jedes Pferd eine laminierte DIN A 3-Pappkarte berühren, um dann eine Futterbelohnung zu erhalten. Die Pferde lernten in diesem Schritt, die Karte und nicht irgendeinen anderen Gegenstand anzustupsen.

In einem weiteren Schritt sollten die Pferde die Karte zu bestimmten Zeiten berühren und zu anderen Zeiten nicht. Die Wissenschaftler führten eine Art „Stopp“ Signal ein, indem sie ein Fahrradlicht einschalteten. Das Licht trug der Trainer auf Höhe des Bauchs, sodass es jederzeit für die Pferde sichtbar war. Wenn das Licht ausgeschaltet war, durften die Pferde die Karte berühren und bekamen eine Belohnung. War das Stopp-Licht hingegen an, passierte erstmal nichts, wenn die Pferde die Karte berührten. Mit dieser Aufgabe hatten die Pferde zunächst scheinbar Probleme, sie tippten die Karte wahllos an.

Strategiewechsel

Erst im nächsten Schritt, als eine Art „Bestrafung“ eingeführt wurde, reagierten die Pferde auf das Licht-Signal. Wenn sie die Karte während des Stopp-Lichts anstupsten, ging der Trainer einen Schritt zurück und nahm die Karte für einige Sekunden aus dem Spiel. Die Pferde hatten somit auch nach dem Erlöschen des Lichts nicht gleich die Möglichkeit, sich eine neue Belohnung zu verdienen. Diese Auszeit reichte aus, um das gewünschte Verhalten der Pferde auszulösen: Sie berührten die Karte nur im richtigen Moment und machten plötzlich wesentlich weniger Fehler als zuvor, sodass sie viel mehr Futterbelohnungen erhielten.

Pferde denken voraus

Die Wissenschaftler sehen diesen sofortigen Strategiewechsel als Hinweis dafür, dass Pferde intelligent sind und über ein höheres Maß an kognitivem Denken verfügen als bisher angenommen. Dass intelligente Pferde im mittleren Teil des Tests die Karte auch beim Stopp-Licht berührt hatten, lag nach Ansicht der Forscher nicht daran, dass die Tiere die Spielregeln nicht verstanden hätten. Vielmehr hätten die Pferde keine Notwendigkeit darin gesehen, das Signal zu beachten.

Erst als das Signal eine Konsequenz für sie hatte, reagierten sie darauf und passten ihr Verhalten an. Dieses Verhalten erfordere ein sehr zielgerichtetes Denken in die Zukunft, so die Wissenschaftler. Sie hoffen, mit dieser Studie aufgezeigt zu haben, dass man im Training keine harten oder unangenehme Methoden anwenden muss, um Pferde zu mehr Leistung zu motivieren.

Die Studie Whoa, No-Go: Evidence consistent with model-based strategy use in horses during an inhibitory task“ ist in Applied Animal Behaviour Science erschienen.

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Kerstin WackermannRedakteurin

Die Redakteurin hinter den großen Ratgeberthemen. Expertin für Pferdemedizin, von Atemweg bis Zysten. Gut vernetzt mit Tierärztinnen und Tierärzten, Universitäten, Hochschulen, Experten und Sachverständigen ist sie die Fachjournalistin, die sich auch seit mehr als 20 Jahren beim St.GEORG mit Pferdehaltungsthemen intensiv auseinandergesetzt und dazu recherchiert hat.

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