Eine leichte Kolik lässt sich oft mit dem Tierarzt zu Hause behandeln. Manchmal ist der Kolikfall aber schlimmer als zunächst gedacht, so dass die Fahrt in die Pferdeklinik unausweichlich ist. Eine Kolikoperation kann die letzte Rettung sein.
Das Pferd hat eine Kolik. Doch die lässt sich mit dem Tierarzt und Medikamenten einfach nicht in den Griff bekommen. In so einem Fall ist die Kolik gravierender als zu Anfang erhofft. Oft kann dann nur noch eine Kolikoperation in einer Klinik das Pferd retten. Jetzt heißt es schnell aufladen und die nächste Klinik informieren, dass man mit einem schweren Kolikfall auf dem Weg ist.
Laparoskopie und Alternativtherapie
Kolikoperation: Erfolgsaussichten und mögliche Komplikationen
Die Fahrt in die Klinik
Ist die Kolik so schwerwiegend, dass nur noch die Behandlung in der Klinik hilft, gibt es schon auf der Fahrt in die Pferdeklinik einige Dinge zu beachten! Binden Sie das Pferd für die Dauer der Fahrt auf dem Anhänger nicht zu kurz an, damit es sich nicht aufhängen kann, sollte es sich hinwerfen. Wenn es das doch tut: Nerven bewahren, weiterfahren! Tipp: Nehmen Sie einen versierten Helfer mit. (Nichts ist schlimmer als ein totkrankes Pferd und keine Transportmöglichkeit.)
Im Stall sollte man für diesen Fall der Fälle einen Aushang organisieren. Hier hat man dann Telefonnummern von Transportunternehmen oder netten Stallkollegen parat, die im Notfall helfen. Die eventuell Auto und/oder Anhänger verleihen oder sogar als Fahrer/Helfer mit in die Klinik fahren.
In der Klinik
Wenn Sie in der Pferdeklinik ankommen, machen Sie sich darauf gefasst, dass man Ihnen die existenzielle Frage stellt: Soll die Kolikoperation überhaupt durchgeführt werden oder nicht? Bei einer Operation inklusive Nachbehandlung entstehen zunächst hohe Kosten, dessen muss man sich bewusst sein. Doch die Chancen auf eine vollständige Genesung des Kolikpatienten stehen mittlerweile meistens recht gut. Bei den meisten Kolikpatienten, die eingeliefert werden lässt sich der Kolikauslöser im Darm finden. So gibt es auch mehrer als nur eine Form von Darmkolik, von denen einige eine Operation notwendig machen.
Voruntersuchung
„Jedes Pferd wird zunächst einer allgemeinen Untersuchung unterzogen: Wir beurteilen die Schleimhäute, bewerten die Puls- Atemfrequenz, untersuchen das Blut auf bestimmte Parameter für den Kreislauf und hören die Darmgeräusche ab“, erklärt Tierärztin Britta Lohmann, die während ihrer Zeit in der Tierklinik in Telgte viele Kolikpferde betreut hat. „Bei der rektalen Untersuchung können wir dann meist schon diagnostizieren, mit welchem Problem wir es zu tun haben, ansonsten machen wir noch einen Ultraschall von der Bauchhöhle.“
Ultraschall- oder Röntgenaufnahmen, die ein genaueres Bild vom Geschehen im Bauchraum geben, können aber unter Umständen auch wertvolle Zeit kosten. Bis man auf diese Weise festgestellt hat, dass wirklich eine Darmverschlingung vorliegt und das Pferd dann auf dem OP-Tisch liegt, kann der Darm bereits abgestorben sein. Dadurch entstehen dem Besitzer nicht nur doppelte Kosten, es sinkt zeitgleich die Wahrscheinlichkeit, dass das Pferd nach einer Kolikoperation wieder ganz gesund wird.
Fingerspitzengefühl ist bei den Tierärzten gefragt – sowohl beim Abtasten des Darms, als auch bei der Entscheidung, wann der richtige Zeitpunkt zum operieren ist. „Das ist jedes mal eine schwierige Frage: Zum einen muss man das Pferd rechtzeitig genug ablegen, um die Heilungschancen hoch zu halten, zum anderen muss man aber auch bedenken, dass eine unnötige Operation das Pferd durch die Narkose belastet – mal abgesehen von den Kosten dafür“, weiß Britta Lohmann.
Häufig schlägt jedoch schon die konservative Behandlung an, so dass den meisten Pferden mit Medikamenten geholfen werden kann und nur ein kleiner Teil operiert werden muss. Auch die Operationsmethoden werden immer feiner und die individuelle Nachsorge und die Therapien immer besser.
Beispiel Dickdarmverlagerung
Hat ein Pferd eine Dickdarmverlagerung und einen stabilen Kreislauf, wird zunächst keine Kolikoperation vorgenommen, wenn das Pferd keine weiteren Koliksymptome zeigt. Die Therapie heißt hier ganz konservativ: hungern. Um die Darmmotorik anzuregen und den Kreislauf stabil zu halten, erhalten manche Pferde Infusionen, zum Teil mit Elektrolyten.
„Kommt das Pferd jedoch mit einem schlechten Kreislauf hier an und bei der rektalen Untersuchung ist zu spüren, dass sich die Verlagerung stramm anfühlt, so müssen wir das Pferd sofort in Narkose legen und operieren.“ Der Dickdarm kann sich nämlich nicht nur verlagern, sondern auch um sich selbst drehen – manchmal sogar bis zu 720 Grad! Darmchirurgen eröffnen dann die Bauchhöhle, nehmen den Darm heraus, entwirren ihn und legen ihn in der richtigen Position wieder zurück in den Bauch. Das Schreckensgespenst „Darm entfernen“ kommt nur in schweren Fällen, etwa bei einem Dünndarmverschluss, vor. „Es ist ein etwas höheres Risiko als eine andere Kolikoperation, aber viele Pferde verkraften es gut“, so Britta Lohmann.
Laparoskopie und Alternativtherapie
Ein kleinerer Eingriff, der am liegenden, aber auch am stehenden Pferd durchgeführt wird, ist die Bauchspiegelung (Laparoskopie). Sie ermöglicht einen Blick ins innere und wird auch als Operationsmethode eingesetzt. In einer normalen Kolik wird sie selten angewendet, da der Darm oft aus der Bauchhöhle genommen werden muss. Eine Laparoskopie ist sinnvoll, wenn die Kolik etwa dadurch ausgelöst wurde, dass sich der Dickdarm über das Nierenband gelegt hat. Dann kann dieser Bereich verkleinert und die Gefahr einer neuen Kolik reduziert werden.
Oft stellt sich Pferdebesitzern die Frage, ob es nicht vielleicht doch Alternativen zur Kolikoperation gibt, die wirklich helfen können. Bei Verlagerungen des Dickdarms über das Milz-Nieren-Band kann man die Pferde in Vollnarkose tatsächlich mit einer speziellen Technik manuell wälzen. So kann man versuchen die Verlagerung wieder in die richtige Position zu bringen. „Diese Methode ist oft erfolgreich“, berichtet Dr. Gertjan Zeeuw, Fachtierarzt für Pferde mit Partnerschaft in der Pferdeklinik Seester. „Auch hier gilt: Je früher desto besser.“ Bei starken Aufgasungen kann man außerdem den Blinddarm von außen punktieren und so gewissermaßen „die Luft rauslassen“. Gast das Pferd danach jedoch erneut auf, kommt man um eine OP als letzte Möglichkeit nicht herum.
Kolikoperation: Erfolgsaussichten und mögliche Komplikationen
Pauschal kann man das Risiko bei Kolikoperationen nicht beurteilen, erklärt Dr. Zeeuw, da mehrere Faktoren beteiligt sind. So z.B. das Alter des Pferdes, dessen körperliche Verfassung und nicht zu Letzt auch, wie lange die Kolik bereits andauert. Denn wenn sich der Darm verschlungen hat oder irgendwo eingeklemmt ist, kann er absterben, weil die Durchblutung unterbrochen ist. Muss man in so einem Fall abgestorbene Darmteile entfernen, steigen das OP-Risiko und die Gefahr, dass das Pferd sich nicht wieder erholt. Es gilt also auch hier:
Je früher die Operation, desto besser die Heilungschancen.
Hinsichtlich der Erfolgschancen einer Kolikoperation gibt es Schätzungen von 2002, die besagen, dass etwa 90 Prozent der operierten Pferde wieder gesund werden. „Die Operationsmethoden werden immer feiner, die Chirurgen immer versierter“, erklärt Dr. Zeeuw. „Besonders wichtig ist aber auch, dass die Nachsorge immer besser wird. Wir haben es kaum noch mit entzündeten Narben oder gar Bauchhöhlen zu tun.“
Die wichtige Nachbehandlung
Nach einer Kolikoperation sollte die Ursache bekannt und ein Magengeschwür ausgeschlossen sein, da unerkannte Magenprobleme wiederkehrende Koliken auslösen können. Die Rekonvaleszenz-Phase gestaltet sich jetzt auch etwas aufwendiger als bei einer normalen Kolik.
In jedem Fall sollte das Pferd in einer Spänebox stehen und viel gutes Heu zur freien Verfügung haben. (Tipp: Heunetz) Das Kraftfutter sollte man auf mindestens drei Mahlzeiten pro Tag verteilen und erst nach dem Rauhfutter geben. Ganz wichtig: Den Wundbereich zweimal pro Tag mit einem sauberen Tuch reinigen und danach Desinfektionsspray auftragen. Dabei unbedingt alle 14 Tage den Haustierarzt die Wundheilung kontrollieren lassen. Erst wenn die Wundnaht vollständig verschlossen ist und der Tierarzt dies bestätigt hat, darf das Pferd vorsichtig und nach Plan langsam antrainiert werden. Bevor es soweit ist, muss aber erfahrungsgemäß mindestens vier Wochen lang absolute Boxenruhe eingehalten werden!
Ein Beispiel zum Antrainieren nach einer Kolikoperation: In den auf die strikte Boxenruhe folgenden zwei Wochen einmal täglich maximal 20 Minuten Schritt führen oder reiten (je nach Narbe und Verhalten beim Satteln/Angurten). Dann steigern auf maximal 30 Minuten Schritt, wobei man enge Wendungen unbedingt vermeiden sollte! In der siebten Woche nach der OP kann man das Pensum bis auf maximal 50 Minuten Schritt erhöhen. Und in der achten Woche darf dann zu den maximal 50 Minuten Schritt ein paar Mal die lange Seite getrabt werden. Aber auch hier unbedingt enge Wendungen und die Ecke im Trab vermeiden! Für Woche neun und zehn gilt dann: eine Stunde Schritt, fünf bis zehn Minuten Trab und das Pferd darf wieder auf ein kleines Paddock, sofern nicht gebockt wird. Wichtig ist, dass die Bauchnaht sicher verheilt!
Der individuelle Plan sollte immer mit dem behandelnden Tierarzt besprochen und ausgearbeitet werden!
© Info: Verwendung von Texten der Autorin Dominique Wehrmann
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