Heftiges Kopfschütteln kann Symptom vieler Krankheiten sein. Vom „echten“ Headshaking bei Pferden sprechen Mediziner dann, wenn ein überempfindlicher oder geschädigter Gesichtsnerv der Auslöser ist.
Die Tierärztliche Hochschule Hannover beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit dem Thema Headshaking und definiert es so: Unter Headshaking (schütteln des Kopfes) versteht man beim Pferd ein unwillkürliches Hochwerfen oder eine übertrieben nickende Bewegung des Kopfes, die sich spontan oder regelmäßig wiederkehrend, vertikal, horizontal oder rotierend darstellen kann. Die Erkrankung tritt jahreszeitlich gehäuft im Frühjahr auf. Als Begleitsymptome stellen sich häufig exzessives Schnauben, Niesen, Reiben der Nase oder aktives Vermeiden von Licht, Wärme oder Wind ein.
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Das „echte“ Headshaking beim Pferd
Headshaking ist streng genommen ein Symptom von vielen Krankheiten. Wenn eine klare Ursache für das Kopfschütteln beim Pferden vorliegt, wie z. B. eine Entzündung im Ohr, wird es symptomatisches Headshaking genannt. Kann der Trigeminus (Gesichtsnerv) als Auslöser ermittelt werden, spricht man von einem trigeminusmediiertem Headshaking, kurz TMHS genannt.
Auch hier wird nun weiter unterschieden, warum der Nerv überreizt ist. Liegt in der Umgebung des Trigminusnervs eine Entzündung beim Pferd vor, spricht man von einem symptomatischen TMHS. Wenn der Nerv an sich überempfindlich oder geschädigt ist, liegt ein idiopathisches Headshaking bzw. „echtes“ Headshaking vor.
Verflixter Nerv – Auslöser für das heftige Kopfschütteln
Verantwortlich für das „echte“ Headshaking ist der Trigeminus. Er ist der stärkste sensible Nerv des Kopfbereiches und beeinflusst sehr viele Bereiche, unter anderem die Haut von Schläfe und Scheitel, die Bindehaut am unteren Augenlid sowie die obere Lippe und die Nüstern. Er steht in Kontakt mit den Drüsen der Nasen- und Gaumenschleimhaut sowie mit den Tränendrüsen, außerdem mit der Schleimhaut von Nase und Nasennebenhöhlen. Zweige des Nervs sind zudem mit den Zähnen des Oberkiefers verbunden.
Wodurch er geschädigt oder überreizt wird, ist noch nicht geklärt. Das Headshaking des Pferdes wird oft mit einer Trigeminusneuralgie beim Menschen verglichen, um daraus mögliche Therapieansätze fürs Pferd zu entwickeln.
Wie Schlimm ist Headshaking für Pferde?
Headshaking ist nicht nur ein unangenehmes Kopfschlagen, es kann so weit gehen, dass sich das Pferd dabei selbst oder seinen Reiter verletzt. Es gab bereits so schwere Fälle von Headshaking, dass das Pferd eingeschläfert werden musste. In fünf Stufen wird angegeben, wie schlimm die Krankheit ist:
Grad 1 | Das Pferd zeigt immer mal wieder Symptome, lässt sich aber weiterhin reiten. |
Grad 2 | Die Symptome sind immer noch moderat, lassen sich bestimmten Situationen zuordnen und das Pferd ist mit leichten Schwierigkeiten zu reiten. |
Grad 3 | Das Pferd lässt sich nur noch schwer reiten und kontrollieren. |
Grad 4 | Das Pferd ist unreitbar und unkontrollierbar. |
Grad 5 | Das Pferd zeigt gefährliche und eigenwillige Verhaltensmuster. |
Headshaking beim Pferd erkennen
Typisch für Headshaking ist – wie der Name schon sagt – das ruckartige Kopfschütteln, als wäre ein Insekt in die Nase geflogen. Aber es gibt noch viele weitere Symptome, die zu berücksichtigen sind. Viele der Pferde spielen zusätzlich mit den Lippen oder der Zunge, schlagen mit dem Huf zu den Nüstern, reiben ihre Nase und verziehen das Gesicht schmerzhaft. Wenn sie sich dann auch aufregen, wird das Headshaking noch schlimmer.
Individualistenkrankheit – Von Pferd zu Pferd unterschiedlich
Bei manchen Pferden wird das Headshaking etwas besser wenn es regnet, sie im Stall stehen oder auch nachts, also dann, wenn keine Sonne auf sie scheint. Ob es bei Wind besser oder schlechter wird, ist vom Pferd abhängig. Individuell ist das Stichwort beim Thema Headshaking, das sich von den Symptomen über Diagnose bis hin zur Therapie zieht. Was bei dem einen ein Kopfschütteln verursacht, ist für einen anderen Headshaker kein Problem. Und was dem einen Headshaker hilft, ist beim anderen wirkungslos.
Headshaking ist eine schwierige Krankheit, die noch viele Fragen aufwirft. Seit über zehn Jahren läuft aus diesem Grund eine Studie an der Tierärztlichen Hochschule Hannover zu diesem Thema. Hier hat man sich des Problems angenommen und bietet ein spezielles Diagnosepaket für Headshaker an.
Symptome bei Headshaking und ihre Häufigkeiten
Headshaking äußert sich bereits in jungen Jahren. Bei etwa 80 Prozent der Headshaker traten die Problem in einem Alter von unter zehn Jahren auf. Nicht immer ist Headshaking beim Pferd leicht zu erkennen, denn Headshaker zeigen unterschiedliche Verhaltensweisen. Eine Auswertung verschiedener Studien zeigt, wie oft bestimmte Verhaltensweisen bei Pferden mit Headshaking auftreten.
● Nasereiben an Dingen oder am Boden 77 Prozent
● Schmerzgesicht 61 Prozent
● Schnauben 51 bis 73 Prozent
● Lippen- und Zungenspiel 72 Prozent
● Verstärkt durch Aufregung 51 Prozent
● Mit dem Huf zur Nüster schlagen 42 bis 63 Prozent
● Verstärkt durch zunehmende Arbeit 41 Prozent
● Zucken, als wäre eine Fliege in die Nase geflogen 72 bis 88 Prozent
● Nur unter dem Reiter 10 Prozent
Die Rolle des Wetters für Headshaker
Eine weitere Schwierigkeit von Headshaking bei Pferden ist die Wetterfühligkeit der Pferd. Die Headshaking-Symptome treten oft nur zu bestimmten Jahreszeiten oder bei bestimmtem Wetterverhältnissen vermehrt auf und sind somit nicht immer zu sehen.
● Vor allem im Frühjahr und Sommer 59 bis 73 Prozent
● Helle, sonnige Tage 52 bis 64 Prozent
● Pferde meiden Licht 35 Prozent
● Nachts weniger 52 bis 74 Prozent
● Im Stall besser 77 Prozent
● An Regentagen besser 58 Prozent
● An windigen Tagen besser 22 Prozent
● An windigen Tagen schlechter 22 Prozent
Ursachen von Headshaking bei Pferden
Ist die reiterliche Einwirkung schuld? Hat das Pferd Parasiten im Ohr oder ist sein Gesichtsnerv überreizt? Es ist eine schwierige Aufgabe herauszufinden, warum das Pferd unkontrolliert mit dem Kopf schlägt.
Auge | Krankheiten, die die Sehschärfe einschränken; Zysten, Grauer Star etc.; Erkrankung des Tränennasenkanals |
Nerven (echter Headshaking) | Erkrankung des Trigeminus; Entzündung des zentralen Nervensystems; Lichtempfindlichkeit |
Hals | Chronische Gelenkveränderungen; Erkrankung des Nervensystems; Entzündung der Skelettmuskulatur; Bändererkrankung (Nackenband); Rückenerkrankungen |
Maul | Zahnerkrankungen; Verletzungen am Rachen; Verletzungen der Zunge oder des Zahnfleisches; Geschwüre an der Schleimhaut |
Verhalten | Verhaltensauffälligkeiten; Klassische Konditionierungsantwort; Entzugshandlung |
Atemwege | Erkrankungen der Nasengänge; Schleimhautentzündung (z. B. durch eine allergische Reaktion); Nasennebenhöhlen (Ausfluss oder Entzündung); Luftsackerkrankungen; Erkrankungen des Kehlkopfes |
Ohren | Ohrentzündung; Zecken, Milben; Schwellung; Wucherungen; Abszess, Geschwulste; Fremdkörper |
Schädel | Frakturen; Wucherungen; Erkrankungen des Kiefergelenks; Zungenbeinerkrankungen |
Reiterliche Ursachen | fehlerhafte Einwirkung; zu tiefes Abstellen (Hyperflexion); unpassendes Gebiss, Trense etc. |
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