Mit den Augen des Pferdes sehen & Probleme im Pferdeauge erkennen

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Das Auge soll gesund, groß und klar sein. Bei Erkrankungen oder Verletzungen ist besondere Vorsicht geboten. (© www.slawik.com)

Guckige Pferde können einem den Spaß am Reiten verderben. Doch wie sieht ein Pferd eigentlich? Ein Blick auf Sichtfeld und Funktionsweise des Pferdeauges, sowie häufig unterschätzte Augenverletzungen.

Nur einmal mit den Augen eines Pferdes zu sehen – das würde das Verständnis für das sensible Fluchttier immens erhöhen. Denn Pferde erkennen vermeintliche Gefahren lange vor ihrem Reiter. So konnten sie in freier Wildbahn rechtzeitig Reißaus nehmen. Besonders gut nimmt das Pferdeauge Bewegungen wahr (Achtung: Raubtier im Gebüsch!) – und zwar auch aus großer Entfernung, was Reiter manchmal zur Verzweiflung treibt.

Wie die Augen des Pferdes sehen

Während unser Blickfeld nach vorne gerichtet ist, sieht das Pferd einen weit größeren Winkel, vergleichbar zu einem Fish-Eye-Objektiv, das einen Rundumblick mit fast je 180 Grad ermöglicht und mit Schwerpunkt nach unten, damit das Pferd den Boden und dort lauernde Gefahren erkennen kann.

Das ist der Grund, weshalb Pferde so oft auf am Boden liegende Objekte empfindlich reagieren – und das kann schon der Sonnenstrahl in der Reithalle oder ein Schatten auf dem Platz sein.

Trabrennfahrer versuchen übrigens, den Blick des bodenscheuen Pferdes nach unten zu begrenzen: Sie platzieren große Nasenschoner auf dem Nasenriemen.

Dieser Rundumblick mit Absicherung nach hinten wird durch die Anordnung der Augen seitlich am Kopf des Pferdes ermöglicht. Wollten wir mit einem Blick ohne Kopfwenden so viel sehen wie ein Pferd, müssten wir in einen großen vor uns stehenden Spiegel blicken. Quasi der Blick in den Reithallenspiegel – so ähnlich nimmt das Pferd seine Umwelt wahr.

Tote Winkel und Einschränkungen im Sichtbereich

Bis auf zwei tote Winkel – im Bereich der Nüstern mit circa einem Grad und im Bereich der Schweifrübe mit vier bis sechs Grad – sieht das Pferd alles. Während sich die Sehfelder unserer Augen jedoch überschneiden und so das binokulare Sehen möglich wird, sieht das Pferd nur auf einem Winkel zwischen 60 und 90 Grad dreidimensional. Das restliche Sichtfeld nennt man monokular – es wird nur von einem Auge erfasst.

Dennoch können Pferde auch in diesem Feld räumlich sehen – denn sie lernen durch Erfahrung. So wie wir, wenn ein Auge verdeckt ist, noch immer die Kaffeetasse problemlos anheben und zum Mund führen können, kann auch das Pferd im monokularen Sichtfeld Entfernungen abschätzen.

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Vorsicht: Durch den toten Winkel und das seitlich unscharfe Sehen, kann das Pferd in Situationen wie diesen leicht erschrecken. (© www.slawik.com)

Wie das Pferdeauge scharf sieht

Um jedoch Gegenstände möglichst scharf zu fokussieren, muss das Pferd den Kopf in die Richtung des Objekts drehen. Nur dann kann es binokular – also mit beiden Augen – sehen. Für diese Art des Sehens ist eine Korrespondenz zwischen bestimmten Netzhautarealen beider Augen nötig.

Die Seheindrücke beider Augen müssen gleichzeitig wahrgenommen werden – das sogenannte Simultansehen. Darüber hinaus müssen sie zu einem einzigen Bild verschmelzen, was als Fusion bezeichnet wird. Nur wenn diese beiden Faktoren stimmen, kommt es zum räumlichen Sehen.

Doch die Schärfe entspricht nicht der des Menschen. „Die Linse des Pferdes arbeitet nicht so feinmotorisch wie beim Menschen, weswegen das Pferd Objekte nicht so gestochen scharf wahrnehmen kann wie wir“, sagt Professor Dr. Dr. József Tóth, der lange Zeit an der Tierklinik Hochmoor tätig war. Alles was weiter entfernt ist als zehn Meter, wird nur verschwommen wahrgenommen.

Pferde nehmen Farben anders wahr

Weniger wichtig in der Evolution des Pferdes war das genaue erkennen von Farben. „Die Welt, die das Pferd durch seine Augen wahrnimmt, ist nicht so farbenprächtig wie unsere. Das Pferd sieht alles etwas grauer als wir, sein Farbspektrum ist im Vergleich zum Menschen eingeschränkt“, erklärt Prof. Dr. Tóth.

Der Grund ist einfach erklärt: In der Netzhaut liegen bestimmte Sinneszellen, genannt Stäbchen und Zapfen, die sich grundlegend in ihrer Funktionsweise unterscheiden. Stäbchen sind lichtempfindlicher, können jedoch keine Farben wahrnehmen, dafür jedoch sprechen sie auf das Licht der Dämmerung und der Nacht an: Dann werden ausschließlich Schwarz-Weiß-Töne gesehen.

Zapfen werden erst durch stärkeres Licht erregt und ermöglichen die Farbwahrnehmung. Sie springen nur bei Tageslicht an. im hellen licht sind jedoch die Stäbchen nicht funktionsfähig. Das erklärt beispielsweise, warum man nahezu blind ist, wenn man aus hellem Tageslicht einen dunklen Raum betritt. Menschen haben rund 125 Millionen Stäbchen und sechs Millionen Zapfen.

„Pferde haben weniger Zapfen als Menschen. Ihr Farbspektrum ist wissenschaftlich nicht genau erfasst. Sicher ist jedoch, dass sie Farben zwar erkennen und unterscheiden können, aber nicht in unserer Vielfalt und Ausprägung“, erklärt Professor Tóth. Die Zapfen lassen sich nämlich außerdem in drei verschiedene Zapfentypen unterscheiden: Rot-, Grün- und Blau-Zapfen. Die Bezeichnung bezieht sich auf die Wellenlänge des Lichts, die jeweils am stärksten absorbiert wird.

Mischfarben werden durch die unterschiedlich starke Erregung der Zapfentypen wahrgenommen. Farbenblindheit entsteht aus fehlenden oder defekten Zapfentypen. Menschen besitzen drei Zapfentypen – Pferde nur zwei, die für Blau und Grün. Doch unser Farbspektrum, das im Wellenlängenbereich von 380 bis 780 Nanometer liegt, wird von anderen Tieren noch übertroffen.

Aufbau des Pferdeauges

Ein hartes, weißes Bindegewebe schützt das Pferdeauge ringsum, die sogenannte Lederhaut, unter der sich die dünne, pigmentierte Aderhaut befindet. Auf der Lederhaut liegt eine zarte Schicht Epithelzellen, die sogenannte Bindehaut, die das Auge ständig etwas feucht hält. Den Teil, an dem die Lederhaut durchsichtig und nicht von der Bindehaut bedeckt ist, nennt man Hornhaut. Durch die Hornhaut fällt das Licht ins Pferdeauge.

Die Farbe des Auges, die auch beim Pferd verschiedene Schattierungen aufweist – zumeist Brauntöne, jedoch kommen auch blaue Augen vor – wird von der Iris, der Regenbogenhaut, bestimmt. Sie reguliert die Lichtmenge, die durch die Pupille in das Auge fällt.

Das Hauptvolumen des Pferdeauges wird durch den Glaskörper gebildet. Er liegt hinter der Linse, die sich an die Pupille anschließt. Der Ziliarkörper produziert ständig klares Kammerwasser – ist der Abfluss verstopft , nimmt der Augeninnendruck zu und es kommt zum Glaukom, dem grünen Star.

Das Kammerwasser und der Glaskörper wirken wie Flüssigkeitslinsen und tragen zur Fokussierung des Lichts auf der Netzhaut bei. Die Netzhaut liegt direkt auf der Aderhaut, bildet damit die innerste Zellschicht des Pferdeauges und enthält die Photorezeptoren – die Stäbchen und Zapfen. Die Photorezeptoren senden bei Lichteinfall Signale aus, die über den Sehnerv an das Gehirn weitergeleitet und dort verarbeitet werden.

Während Fische nach dem Kameraprinzip durch Vor- und Zurückschieben der Linse die Scharfeinstellung regulieren, ändert sich bei Wirbeltieren die Form der Linse. Das ist beim Pferd wie beim Menschen gleich: Beim Fixieren eines nahen Objekts wird die Linse kugelförmig, bei weiter entfernten Gegenständen flach.

Augenfarbe – Besonderheit: Blaue Augen beim Pferd

Wikimedia Commons - Countercanter/Rokvitt_oga

Besondere Augenfarben sind genetisch bedingt (© Wikimedia Commons - Countercanter/Ejnot)

Die meisten Pferde haben dunkle Augen. Dabei variiert die Farbe in den Brauntönen häufig von dunklem kastanienbraun bis hin zu helleren Bernsteintönen. Die Augenfarbe ist, wie bei uns Menschen, genetisch bedingt.

Allerdings gibt es durchaus auch Pferde mit außergewöhnlichen Augenfarben wie beispielsweise blau. Dabei ist die Farbvarianz auch von der Rasse abhängig, so dass hier bei einigen Rassen öfter blaue Augen bei Pferden vorkommen, als bei anderen. Ein Beispiel wäre hier der Pinto.

Aber auch die Falben, Cremellos und Albinos zeigen durch das Aufhellungsgen bedingt, manchmal besondere Augenfarben. Zu den besonderen Augenfarben zählen neben dem sogenannten blauen Fischauge auch das helle Birkauge, sowie Glasauge.

Wie dunkel oder hell die Pferdeaugen werden, hängt davon ab, wie viele Pigmente in der Iris eingelagert sind. So sind beispielsweise blaue Augen beim Pferd auf deutlich weniger eingelagerte Farbpigmente zurückzuführen, als bei den dunklen Tönen.

Wenn die Iris keine Farbpigmente bildet, wie beispielsweise oft bei Albinos, kommt es zu roten Augen. Das heißt, dass der Augapfel farblos ist und das Blut leicht hindurch schimmert. Bei Pferden mit dem Champagne-Gen können die Augenfarben sogar auch wechseln: Zum Beispiel von blauen Augen bei der Geburt, hin zu grün und je nach Fellfarbe später auch auf grau-braun.

 

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