Eine Massage kann dafür sorgen, dass man einzelne Muskelfasern, Verklebungen und Triggerpunkte löst und den Muskel so zur Entspannung bringt.
Durch die vermehrte Bewegung der Fasern (bei Massagen) wird der Muskel wieder besser durchblutet, kann mehr Nährstoffe und Sauerstoff aufnehmen und wird leistungsfähiger. So wie wir Menschen uns regelmäßig mobilisieren sollten, ist auch Physiotherapie für Pferde sinnvoll. Wir müssen dabei jedoch immer beachten, dass wir das Pferd nur in seiner natürlich vorgegebenen Bewegungsrichtung mobilisieren, müssen also wissen, in welche Richtung und in welchem Umfang sich ein Gelenk bewegen kann. Ein Basiswissen über die Funktion der Gelenke ist deshalb unverzichtbar, um eine Mobilisation wirkungsvoll und ohne Schaden durchführen zu können.
Hier sind ein paar einfache Massage- und Mobilisationsübungen, bei denen ihr, wenn ihr mit Gefühl arbeitet, nichts falsch machen könnt. Grundsätzlich kann jedes gesunde Pferd regelmäßig massiert und mobilisiert werden, bei einem verletzten oder rekonvaleszenten Pferd klärt ihr die Art und Häufigkeit bitte mit eurem Tierarzt oder Therapeuten ab. Mobilisiert werden kann jeder Muskel und jedes Gelenk im Körper, vorausgesetzt, das Pferd hat kein akutes Problem. Oft entwickelt sich eine Mobilisation schon allein durch das Lösen von Muskelverspannungen. Zusätzlich könnt ihr mit einfachen Handgriffen euer Pferd dazu bewegen, sich selbst durch Bewegung zu mobilisieren.
Die Mittelhand mobilisieren – Physiotherapie für Pferde

Begonnen wird am Rücken mit kreisförmigen Bewegungen. Ist es dem Pferd angenehm, kann man den Druck steigern.
In kreisförmigen Bewegungen, wie wir es beim Putzen gelernt haben, arbeiten wir uns mit einem Gummi- oder Massagestriegel den Rücken entlang. Nur, dass wir das nun bewusst tun und auch gleichzeitig die Reaktionen des Pferdes beachten. Wir nehmen uns besonders viel Zeit dafür und beginnen die Massage beziehungsweise das Putzen mit leichtem Druck. Nimmt das Pferd dies gut an, steigern wir nach und nach den Druck und arbeiten uns tiefer in die Muskelschichten hinein.
Die Wirbelsäule wird bei gutem Trainingszustand von mehreren Muskelschichten bedeckt, in die wir hineinarbeiten können. Der gesamte Bereich zwischen Rippenbogen und oberstem Bereich der Dornfortsätze ist idealerweise von Muskulatur ausgefüllt. Ihr beobachtet bei zunehmendem Druck, ob das Pferd die Massage genießt oder an bestimmten Stellen ausweicht oder gar Schmerzreaktionen zeigt. Das ist immer ein Alarmzeichen, und im Zweifel sollte ein Therapeut kontaktiert werden.
Rückenmassage mit den Händen ausführen
Natürlich könnt ihr eine Rückenmassage auch nur mit den Händen ausführen. Diese Ausführung hat den Vorteil, dass ihr Wärmeunterschiede fühlen und euch sensibler ins Gewebe hineinarbeiten könnt. Vor und nach den kreisenden Bewegungen sollten Ausstreichungen erfolgen, das heißt, der gesamte Rücken wird in Fellrichtung mit der flachen Hand langsam ausgestrichen.
Bei Ausstreichungen ist es immer von Vorteil, beide Hände am Pferd zu haben. Wenn die eine Hand am hinteren Rücken angekommen ist, folgt die andere schon wieder von vorn. Ausstreichungen helfen dabei, gelöste Schlacken abzutransportieren und sorgen für Entspannung.
Mehr Beweglichkeit: Lösen des Zwerchfells
Die linke Hand liegt auf dem Brustbein, die rechte auf dem Rücken. Ihr stellt euch vor, ihr würdet die Hände durch das Pferd hinweg zusammenführen. Dann lasst ihr euch also ein paar Millimeter ins Gewebe einsinken, haltet die Position ein paar Sekunden, dann öffnet ihr die Hände wieder, ohne das Fell loszulassen. Ihr öffnet nur so weit, wie das Pferd mitgeht. Das Ganze fühlt sich an, als würdet ihr einen Luftballon drücken und wieder öffnen, ohne dass dieser platzt.
Die Massage der Zwischenrippenmuskulatur kann eurem Pferd dabei helfen, beweglicher zu werden und vor allem besser durchzuatmen. Die Zwischenrippenmuskulatur setzt an jeder Rippe an und zieht über den Rippenzwischenraum zur nächsten Rippe. Bei 18 Rippen haben wir demnach 17 Zwischenrippenräume, die wir gut mit den Fingern lösen können. Wir fühlen, wo der obere Rippenbogen ist, und streichen diesen von oben nach unten in jedem Zwischenrippenraum aus. Das Lösen dieser Muskulatur sorgt dafür, dass das Pferd tiefere Atemzüge machen kann, weil sich die Rippen in der Atmung besser bewegen können.
Intensive Putzeinheit mit Massagestriegel – Physiotherapie für Pferde
Der Raum, den ein Atemzug einnehmen kann, wird größer, wenn der Brustraum mehr Bewegungsfreiheit hat. Gerade bei bevorstehendem Galopptraining kann euch eine vorherige Lockerung dieses Bereichs sehr helfen, aber auch, wenn euer Pferd eine Atemwegserkrankung hatte und ihr die Leistungsfähigkeit der Lunge unterstützen wollt.
Die Bauchmuskulatur selbst ist tatsächlich schwierig zu bearbeiten, denn sie ist so stramm, dass ihr sie nicht greifen und kneten könnt wie andere Muskulatur. Aber eine gute Putzeinheit, zum Beispiel mit einem Massagestriegel, und das vorher schon beschriebenen Lösen der Rippen kommt auch der Bauchmuskulatur zugute.
Für alle Massagetechniken gilt:
Wir passen die Druckstärke individuell an das jeweilige Pferd an. Hier soll es nicht um tiefe Massagen gehen, wie sie euer Therapeut ausführt, sondern um feine Techniken, die für Entspannung sorgen. Haltet immer das Pferd im Blick. Achtet auf Reaktionen wie:
– die Veränderung der Atemfrequenz (das Pferd soll dabei zur Ruhe kommen)
– tiefe Atemzüge
– ein Blinzeln oder gar das Schließen der Augen
– sichtbare Entspannungsreaktionen wie das Entlasten eines Hinterbeins oder das Ausschachten des Schlauches, Schütteln, Gähnen, Abkauen
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