Springtraining mit Luciana Diniz – die Butterfly Methode

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Luciana Diniz und Fit for Fun – der Butterfly kann auch Fünf-Sterne-Siegerinnen noch etwas beibringen … (© Equitaris/Becker)

Luciana Diniz ist Springreiterin mit Leib und vor allem mit Seele. Sie gehört zu den besten der Welt. Ihrem Training liegt eine Philosophie zu Grunde, die einem nicht nur reiterlich, sondern auch mental auf bzw. über die Sprünge hilft.

Leseprobe: Glück ist wie ein Schmetterling

Der Satz „Glück ist wie ein Schmetterling“ stammt von dem US-Erzähler Nathaniel Hawthorne. Er könnte aber auch von Luciana Diniz kommen. Was Schmetterlinge mit dem Leben der ­brasilianisch-portugiesischen Springreiterin, ihrem Sport und sogar ihren Pferden zu tun ­haben? Eine ganze Menge!

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Luciana Diniz und ihre beiden Stars im Stall,
Fit for Fun und
Vertigo du Desert. (© www.toffi-images.de)

Klein und schmal wie sie ist, wirkt Luciana Diniz’ Spitzenpferd Fit for Fun fast verloren, wie sie da über das große Polofeld ihres neuen Zuhauses in Weilerswist trabt. Die Rasenfläche dürfte in etwa die Ausmaße der Aachener Soers oder des „International Ring“ in Spruce Meadows haben. In diesem Moment fällt es schwer, sich vorzustellen, dass diese zarte Stute, die aus der Ferne eher aussieht wie eine ungerittene Dreijährige als wie eine Fünf Sterne-Athletin, es spielend mit den schwierigsten Kursen der Welt aufnimmt. Aber genauso ist es.

Im Parcours scheinen der For Pleasure-Tochter buchstäblich Flügel zu wachsen. „Es ist ein unfassbares Gefühl auf ihr“, schwärmt Luciana Diniz. „Ein wahrgewordener Traum!“ Scharfe Gebisse, Hackamore, Martingal? Brauchen die beiden nicht! Häufig nicht mal einen Sperrriemen.

Fit for Fun hat mir gezeigt, was Leichtigkeit bedeutet.

Luciana Diniz

Das geht über das Physische hinaus. „Wenn ich Fit for Fun reite, weiß ich, dass alles gut wird. Ich fühle mich eins mit ihr. Einfach mit ihr in Harmonie sein und den Dingen ihren Lauf lassen. Sie weiß, was zu tun ist und ich folge ihr. Auch wenn mir wohl bewusst ist, dass es eigentlich mein Job wäre, sie zu führen.“

Klingt schräg? Vielleicht. Aber man kann Diniz’ Worte nachvollziehen, wenn man z. B. drei Jahre zurückblickt auf das Stechen um den Großen Preis von Aachen.

Luciana Diniz und ihre „Zone“

40.000 Zuschauer in der Soers, 300.000 Euro in greifbarer Nähe. Das normale Bild: Reiter und Pferd galoppieren auf den Platz, kurz durchparieren, umschauen, orientieren und dann geht es los. Luciana Diniz und Fit for Fun: Das Tor am Einritt öffnet sich, im Schritt am hingegebenen Zügel betreten Pferd und Reiterin in aller Ruhe das Stadion. So, als hätten sie alle Zeit der Welt.

Diniz’ Blick ist auf den Mähnenkamm des Pferdes gerichtet. Nicht noch einmal umschauen, ein letztes Mal zulegen, kein Zusammenstellen, kein Rückwärtsrichten. Einfach Schritt. Dann Zügel aufnehmen, nochmal klopfen, Hindernis eins anpeilen und blitzschnell fehlerfrei über einen 1,70 Meter-Stechparcours fegen, um fast zu gewinnen. Ein Wegrutschen in einer Kurve kostete wertvolle Sekundenbruchteile. Wohl das Zünglein an der Waage, das Gregory Wathelet den Sieg bescherte und Luciana Diniz und Fit for Fun den zweiten Platz zwei in Folge nach dem Vorjahr (Momentaufnahmen unserer Fotografin Pauline von Hardenberg vom Großen Preis in Aachen 2017 gibt es hier zu bestaunen).

Wie Diniz mit den vierbeinigen Sportlern unter ihrem Sattel auch bei aufregenden Situationen in die „Zone“ kommt, welche Trainingsmethoden alle Reiter für die bessere Harmonie zwischen sich und ihrem Pferd anwenden können und was ein Schmetterling damit zu tun hat, lesen Sie in der St.GEORG-Ausgabe 08/2020, die am 15. Juli 2020 erschienen ist.

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Die Butterfly Methode

Die in Brasilien geborene und für Portugal reitende Luciana Diniz ist ein Mensch, der stets versucht, Misserfolge in etwas Positives zu verwandeln. So arbeitete sie auch die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro auf, wo sie Neunte in der Einzelwertung mit der fantastischen Fit For Fun wurde. Platz neun gegen die besten der Welt – klingt doch eigentlich super! Aber Diniz und ihre Hannoveraner Stute hatten zum engsten Favoritenkreis auf eine Einzelmedaille gezählt. Von daher war das Abschneiden aus Sicht von Diniz eher enttäuschend. Es war aber auch der Grundstein für eine Trainingsmethode, die heute nicht nur Diniz‘ Reiterei bestimmt, sondern die ihr ganzes Leben prägt: die Butterfly-Methode.

Nachdem sie den „Misserfolg“ in Rio analysiert hatte, war Luciana Diniz klar geworden, dass sie daran arbeiten musste, Hindernisse aus Wendungen heraus anzureiten. Denn dabei waren die Fehler passiert. Sie legte sich Stangen so auf den Boden der Reitbahn, dass sie stets aus einer Wendung heraus darüber reiten musste. Kreuz und quer, hin und her. Bei näherem Hinsehen stellte sie fest: Der Aufbau sieht aus wie ein Schmetterling! Die Butterfly Methode war geboren.

Hier stellen wir Beispiele für den Aufbau vor, der sich für Reiter und Pferde jedes Niveaus eignet von E bis international, je nachdem wie hoch man die Hindernisse macht, wie man die Bögen anlegt und in welchem Tempo man unterwegs ist.

1. Der Basisaufbau

Bevor man mit dem Training beginnt, empfiehlt Luciana Diniz sich einen Arbeitsplan zu erstellen, der der Sache eine Struktur gibt. Dafür sollte man als Reiter folgende vier Punkte abklären:

1. Welches Ziel will ich erreichen? Mach Dir einen Plan, indem Du Dir fünf Hindernisse aussuchst und ihnen einen Namen gibst. Die von Luciana Diniz heißen Musik, Welle, Sonne, Natur und Schmetterling.

2. Wohin soll Dich Dein Schmetterlings-Weg führen? Entscheide über die Reihenfolge der Hindernisse und stell Dir Deinen Ritt vor, wie er aussehen wird.

3. Mit welchem Tempo möchtest Du Deinen Kurs reiten?

4. Wie willst Du die Wendungen anlegen – enge oder weite Linien? Dichter an die Hindernisse dran oder weiter von ihnen weg?

Luciana Diniz schreibt in ihren Lehrbüchern: „All diese Fragen haben auch damit zu tun, wie wir unser Leben leben wollen. Was wir von den Pferden lernen können, kann uns viel über unsere gesamte Existenz verraten und diese sehr bereichern. Es gibt mehr als nur eine mögliche Richtung im Leben, und es gibt mehr als nur einen Weg, einer Herausforderung zu begegnen.

Wenn es Dir gelungen ist, die Gefühle, die Emotionen, den rhythmischen Flow und die Ideen, die im Zusammenhang mit Transformation stehen, über den Butterfly mit fünf Hindernissen zu meistern, bist Du bereit für komplexere Aufbauten des Butterfly.“

Hier nun erst einmal die Basis:

2. Der große Butterfly

Der große Butterfly hat längere Flügel. Zum Basisaufbau werden noch fünf Hindernisse hinzugefügt, eines in der Mitte als Verlängerung des „Körpers“ und jeweils eines an jeden „Flügel“ als Verlängerung.

Luciana Diniz erklärt: „Das ist ein großartiges Konzentrationstraining und zugleich ein guter Weg, um den Fluss, das Weiterspringen in einer optional endlosen Sprungfolge zu üben.

Mit dieser Übung kann man unterschiedliche Wendungen reiten oder auch eine gerade Linie von einem Flügel zum anderen und die Hindernisse dabei schräg anreiten statt wie sonst üblich im rechten Winkel.

Es gibt also eine Fülle an Variationsmöglichkeiten und Herausforderungen, fast unendlich viele.“

3. Variationsmöglichkeiten

Eine neue Herausforderung kommt hinzu, wenn man nicht nur Einzelhindernisse aus dem Fluss heraus anreiten soll, sondern auch In-Outs und Kombinationen. Hier einige Vorschläge:

 

Das ganze funktioniert auch nebeneinander. So erweitert ihr die Variationsmöglichkeiten:

 

Mehrere Butterflys kombiniert kann man z. B. auch folgendermaßen arrangieren:

Oder so:

 

Und wer auch noch Distanzen mit einbaut, hat damit den perfekten Trainingsparcours:

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Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.

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  1. Andreas Künnemann

    Eigentlich ein guter Übungsaufbau der auch den gewünschten Effekt hat. In der Basisversion sollte man jedoch dafür sorgen das die Oxer und Steilsprünge so aufgebaut werden das man je einen von rechts und einen von links anreitet.


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